HSH Nordbank weist unsicheren Sanierungsplan für Rickmers-Reederei ab.
Was für ein Stress. Da reist man als Anleger der traditionellen Rickmers-Reederei nach Hamburg, um in einer Gläubigerversammlung über ein Sanierungskonzept für das in Not geratene Schifffahrtsunternehmen abzustimmen, und dann erfährt man vor Ort, dass das Unternehmen bereits Insolvenz angemeldet hat. Die HSH Nordbank, so etwas wie die Hausbank der Rickmers Gruppe und mit Abstand ihr größter Gläubiger, hat ganz einfach den Geldhahn zugedreht.
Sicher war es nicht besonders taktvoll von der Bank, nur Stunden vor der Gläubigerversammlung abzuspringen, zumal der Termin seit Wochen feststeht. Und für die Anleger wird es jetzt unangenehm, denn sie sehen nach der Insolvenzanmeldung von ihrem Geld – wenn überhaupt – nur einen geringen Teil wieder.
Wer aber 2013, also mitten in der Schifffahrtskrise, Anleihen eines Schifffahrtsunternehmens zu einem exorbitanten Zinssatz von fast neun Prozent erworben hat, muss gewusst haben, dass er ein extrem hohes Risiko eingegangen ist – mit der Möglichkeit des Totalverlusts. Und für die Hamburger Steuerzahler hat die HSH Nordbank richtig gehandelt. Der Bankvorstand hat nüchtern durchgerechnet, mit welcher Lösung die Chancen steigen, möglichst viel Geld im Sinne der Bank und der Eigentümer Hamburg und Schleswig-Holstein zurückzubekommen. Er wählte die Insolvenz, weil auch der Sanierungsplan mehr auf das Prinzip Hoffnung setzte und mit Unsicherheiten behaftet war.
Richtig betroffen von der Misere sind sowieso ganz andere: die rund 2000 Mitarbeiter der Reederei. Sie haben in den vergangenen Monaten aufopferungsvoll um den Erhalt ihres Unternehmens gekämpft. Und gehen jetzt schweren Zeiten entgegen.