Hamburg. Wie bitte? Mein Gesichtswasser wird nicht mehr produziert? Und was soll ich jetzt nehmen, ihr Raffzähne, Pillendreher, Pudermischer?

Verdammt noch mal! Ich bin echt sauer. Und der ph-Wert der Haut ist in meinem Alter ja nun wirklich wichtig. Mein Gesichtswasser ist nicht mehr im Regal beim Beauty-Dealer meines Vertrauens. Klebt nicht, fettet nicht – leider weg. Soll ich mir was anderes kaufen? Neues für meine zarten Poren ausprobieren? Was denkt die Anti-Aging-Industrie, was man einem Kerl meines Alters noch zutrauen kann?

Ich hätte Verdacht schöpfen müssen. Beim letzten Kauf habe ich nur die Hälfte bezahlt. Ramschposten. Habe ich bloß nicht kapiert. Ich war einer der letzten Trottel, die für das Fläschchen überhaupt noch geblecht haben.

Auf meine freundliche E-Mail an den Hersteller kam die erste Antwort: „Thank you for your message.“ Man habe meine Botschaft an das „Customer Care Department“ meines Heimatlandes weitergeleitet. Wahrscheinlich auch eine Kopie an die amerikanische Einwanderungsbehörde. Vom deutschen Kundenzentrum hieß es: „Das von Ihnen gern genutzte Produkt wurde aus dem Sortiment genommen, da die Nachfrage nur sehr gering war.“

Leider lägen keine Restbestände mehr vor. „Gerne stehen wir Ihnen auch telefonisch für eine Beratung zu einer passenden Alternative zur Verfügung.“ Was heißt auch? Das war keine Hilfe! Ihr Raffzähne, Pillendreher, Pudermischer!

Nur einmal in meinem Konsumentenleben fragte ich bei einem Hersteller von Milchreis extrem demütig nach, ob in dem Becher, den ich da und dort mit dieser Chargen-Nummer erworben hatte, auch dasselbe Rezept verwendet wurde. Es schmeckte eine Spur zu süß. Die Antwort war ein Gutschein, aber kein Versprechen, dass man die Produktion umstellen werde.

Wohin soll das noch führen? Wie geht man in diesem Kunden- und Kaufland heutzutage mit den Alten um? Kein ordentliches Hautwässerchen mehr, der Milchreis schmeckt nicht. Wollen wir in dieser Welt noch leben? Mich fröstelt. Ab morgen mische ich nur noch selbst.