Hauptgeschäftsführer Schmidt-Trenz legt sein Amt nieder – für die Wahlsieger um Präses Bergmann nur ein erster Schritt.

Am Ende ging alles ziemlich schnell. Der Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz legte gestern überraschend sein Amt nieder. Während sich viele in und um den klassizistischen Prachtbau schon auf einen schmutzigen Scheidungskrieg eingestellt hatten, zog der langjährige Lenker der Hamburger Wirtschaft die Konsequenzen aus der Kammerwahl. Er beharrt nicht mehr auf der Gültigkeit seines Vertrags, der noch bis 2019 lief.

Zugleich sind auch die „Kammeren“ an ihre Schmerzgrenze gegangen: Sie haben dem fürstlich entlohnten Hauptgeschäftsführer ein attraktives Paket geschnürt, das neben einer üppigen Abfindung eben auch eine weitere Beschäftigung im Kammerumfeld bietet: Schmidt-Trenz soll Präsident der kammereigenen Hochschule HSBA bleiben und das „internationale Netzwerk pflegen“. Die Vorbereitungen für das Wirtschaftstreffen „China Summit“, das gerade dem Rathaus ein Herzensanliegen ist, wird er mit übernehmen.

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Handelskammer-Präses erklärt die Abfindung für Schmidt-Trenz

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    Das ist bei aller Kritik zunächst ein Sieg der Vernunft. Eine weitere Eskalation hätte allen Beteiligten maximal geschadet, vor allem der Reputation der Kammer. Nun aber haben die Wahlsieger das Signal gesendet, dass sie sehr wohl die Interessen der Kammer und der Stadt im Blick haben. Allein darin sehen einige eine gute Nachricht.

    Über Stilfragen muss man trotzdem diskutieren. Den Hauptgeschäftsführer, der 21 Jahre die Geschicke der Handelskammer lenkte, mit ein paar dürren Worten im Plenum zu verabschieden, ist würdelos. Neupräses Tobias Bergmann hätte sich an den Satz erinnern sollen, dass nirgends so viel gelogen wird wie bei Beerdigungen und bei Verabschiedungen. Dem pragmatischen Schritt der einvernehmlichen Trennung, die Bergmann ja selbst vorangetrieben hat, hätten versöhnende Worte folgen dürfen, ja müssen.

    Präses Bergmann hat eine Chance vertan

    Der Wahlkampf ist vorbei, die „Kammerrebellen“ haben einen beeindruckenden Sieg errungen. Doch die Herzen der Kammermitarbeiter und das Wohlwollen von Politik und Wirtschaft müssen sie noch gewinnen. Da hat der Kammerpräses gestern eine Chance vertan – und Haspa-Chef Harald Vogelsang hat mit seinen würdigenden Worten als Ein-Mann-Opposition seine Chance genutzt. Bei aller berechtigten Kritik sind die 21 Jahre summa summarum eine erfolgreiche Zeit für die Hamburger Kammer gewesen. Ohne Schmidt-Trenz stünde sie nicht dort, wo sie heute steht.

    Mit dem personellen Schnitt hat die „neue Kammer“ die Weichen für ihre Neuausrichtung gestellt. Mit einem neuen Hauptgeschäftsführer können die Wahlsieger ihre Schwerpunkte einfacher setzen. Den „Rebellen“ ist die Digitalisierung der Wirtschaft ein Anliegen, sie fordern mehr Start-up-Geist, wollen eine Kammer als schlanken Dienstleister. Darin liegen für die Institution auch viele Chancen.

    Das zentrale Versprechen der „Kammerrebellen“ hingegen ist nach der Trennung von Schmidt-Trenz nicht einfacher zu verwirklichen – im Gegenteil. Mit einer Abfindung von 775.000 Euro und der Verpflichtung eines neuen Hauptgeschäftsführers wird die Finanzlage der Institution noch komplizierter. Die „Rebellen“ aber wollen die Pflichtbeiträge bis 2020 abschaffen und auf ein freiwilliges System umstellen. Sie dürfen sich an den Satz von Bertolt Brecht erinnern: „Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns / Vor uns liegen die Mühen der Ebenen.“ Dieser Weg wird beschwerlicher, als viele Wahlsieger heute ahnen.