Hamburger Drogeriemarktkette will mit Edeka dm und Rossmann herausfordern

Die Nachricht ist mehr als eine Überraschung, man kann sie als eine kleine Sensation einstufen. Das Hamburger Familienunternehmen Budnikowsky tut sich mit dem mächtigen Einzelhandelskonzern Edeka zusammen und will die beiden Drogerie-Giganten dm und Rossmann bundesweit herausfordern. Spekuliert wurde über diesen Schritt seit Monaten, aber dass es nun tatsächlich dazu kommt, damit hatten selbst langjährige Experten in der hart umkämpften Drogeriebranche nicht gerechnet.

Jedes Jahr 50 Filialen wollen Budni und Edeka in Deutschland gemeinsam eröffnen. Das hört sich zunächst nach viel an. Bedenkt man jedoch, dass Rossmann bundesweit bereits über mehr als 2000 und dm über rund 1800 Stand­orte verfügt, so fällt die Zahl doch verschwindend­ gering aus. Das kleine gallische Dorf Budni zieht in den Kampf gegen die mächtigen Römer, um den von Budnikowsky-Miteigentümer Cord Wöhlke gerne verwendeten Vergleich aufzugreifen.

Bereits in seiner gallischen Heimat Hamburg fühlte sich Wöhlke von den preisaggressiven Römern dm und Rossmann ökonomisch unter Druck gesetzt. Nun will er mit dem noch mächtigeren Partner Edeka zum Gegen-, vielleicht sogar zum Befreiungsschlag ausholen. Ein riskantes, aber womöglich notwendiges Unterfangen, um am Ende nicht von den Römern besiegt und übernommen zu werden. Denn wirtschaftlich steht Budni mit seinen rund 180 Filialen in Hamburg und Umgebung schon länger unter Druck, rutschte sogar in die Verlustzone.

Die Idee, mit Edeka eng zu kooperieren, hat Charme. So kann Budni nicht nur von den Kostenvorteilen im Einkauf profitieren – denn Schwergewicht Edeka bekommt als Großkunde von den Lieferanten selbstverständlich deutlich höhere Rabatte als Leichtgewicht Budni. Auch beim Thema Expansion verfügt Edeka über eine nahezu einmalige Expertise. Wenn ein Händler weiß, wo sich die Eröffnung einer neuen Filiale lohnt, dann der Supermarktgigant aus der City Nord. Des Weiteren überschneiden sich die Sortimente der beiden neuen Partner in weiten Teilen. Ob Deo, Zahnpasta, Waschmittel oder Toilettenpapier – die Produkte sind ähnlich, zum Teil identisch.

Auch für Edeka könnte sich die Partnerschaft durchaus als interessant herausstellen. Denn letztlich vergrößert die Supermarktkette mit den Drogerien quasi ihre Verkaufsfläche – und zwar in einem Geschäftsfeld, auf dem die Hamburger bisher in puncto Marktanteil deutlich hinter dm und Rossmann liegen. Deshalb dürfte das Bundeskartellamt, das dem Deal mit Budni noch zustimmen muss, kaum Einwände wie bei der Tengelmann-Übernahme haben, es sei denn, das Lebensmittelangebot in den neuen Drogeriemärkten würde überhandnehmen.

Die Kunden in Deutschland könnten von dem neuen Mitspieler auf dem Drogeriemarkt ebenfalls profitieren. Denn mehr Wettbewerb ist letztlich positiv – für Qualität und Preis. Allerdings haben die Hamburger einen langen und steinigen Weg vor sich, wollen sie sich tatsächlich als Nummer drei hinter dm und Rossmann bundesweit etablieren. Das umtriebige Drogeriemarkt-Duo wird mit allen legalen Mitteln versuchen, einen weiteren mächtigen Konkurrenten zu verhindern. Und wer die beiden kämpferischen Unternehmer Dirk Roßmann und Götz Werner kennt, der weiß, dass Budni und Edeka viel Geld und einen langen Atem brauchen werden, soll die Invasion nach Rom tatsächlich gelingen.

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