Nach den Pyro-Vorfällen ist der Club gefordert, eine klare Haltung zu zeigen

Stellen Sie sich vor, Sie wären Heribert Bruchhagen und könnten als Vorstandsvorsitzender entscheiden, welche Maßnahmen der HSV nach den jüngsten Pyrotechnik-Vorfällen ergreifen soll. Sie könnten erwägen, einen Wasserwerfer vor der Nordtribüne zu platzieren, der jedes Zündeln sofort ahndet, wie es eine Abendblatt-Leserin in einer Zuschrift forderte. Oder Sie schütteln nur den Kopf und sagen sich: Wir brauchen diese Anhänger, weil sie für die Stimmung sorgen – ab und zu zahlen wir. Kurz gesagt: Beides ist natürlich Quatsch.

Aber zwischen diesen Extremen bewegt sich das Spektrum der Ansichten, wie mit den Ultra-Gruppierungen umzugehen ist. Wobei eigentlich jedem klar sein sollte, dass es ein „Weiter so“ nicht geben darf. Oder will man so lange warten, bis etwas Schlimmes passiert?

Die Probleme hat der HSV nicht exklusiv. In den Niederlanden wurden am Wochenende 15 Menschen verletzt, als während des Spiels zwischen Eindhoven und Amsterdam eine Rauchbombe gezündet wurde. Im Grunde ist es ganz einfach: Wer sich als Hausherr das unkontrollierte Abfeuern von Pyrotechnik nicht gefallen lassen will und dabei 99 Prozent der Stadionbesucher hinter sich weiß, muss konsequent sein, notfalls Sonderrechte hart beschneiden wie den Zugang zum Stadion vor einer Partie. Auch Stadionverbote (nicht willkürliche!) dürfen kein Tabu sein.

Wer aber nur auf Repression setzt, löst das Problem nicht. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Fangruppen erfinderisch sind in ihrem Protest. Fakt ist auch, dass es der Club nach der Ausgliederung nicht geschafft hat, alle HSVer zu einen. Die Fanszene hat sich seit 2014 gravierend verändert. Will der Vorstand dauerhaft Einfluss nehmen, darf er den Dialog mit den Ultras nicht abbrechen, sondern muss ihn intensivieren.