Bezirk und Anwohner wollen am Mittleren Landweg rasch die Einwohnerschaft mischen.

Bertolt Brecht schrieb in seinem Gedicht „Wahrnehmung“ im Jahr 1949: „Die Mühen der Berge haben wir hinter uns, vor uns liegen die Mühen der Ebenen.“ Der Gedanke, dass alltägliche Praxis die eigentliche Bewährungsprobe ist, lässt sich ganz gut auf die Flüchtlingspolitik übertragen.

Nachdem vor allem im Herbst 2015 innerhalb kurzer Zeit Lösungen für den von Tag zu Tag anschwellenden Strom an Asylbewerbern gefunden werden mussten, stehen Hamburger und Flüchtlinge jetzt vor der Aufgabe, das gemeinsame Zusammenleben zu organisieren.

Unstrittig ist, dass Integration am besten gelingt, wenn eine Flüchtlingsfamilie in eine intakte Hausgemeinschaft „einzieht“, einbezogen wird und anfängliches Misstrauen sich durch Kennenlernen in Vertrauen wandelt.

Dass größere Siedlungen, in denen ausschließlich von der öffentlichen Wohlfahrt abhängige Flüchtlinge leben, einer Integration abträglich sind, ist ebenfalls unstrittig. Und dennoch wollten SPD und Grüne gleich mehrere solcher Siedlungen schaffen.

Verhindert haben das in Wahrnehmung ihrer staatsbürgerlichen Pflicht Bürgerinitiativen und Realpolitiker, denen am Ende die vernünftige Lösung wichtiger als die Verteidigung ideologischer Halbwahrheiten war. So blieb am Ende lediglich die Unterkunft am Mittleren Landweg im Bezirk Bergedorf übrig, in der für höchstens eineinhalb Jahre maximal 2500 Flüchtlinge untergebracht werden sollen.

Dass sich bereits jetzt Bezirk und Anwohner an einen Tisch setzen wollen, um die Mischung der Einwohnerschaft vorzubereiten, lässt Hoffnung aufkeimen. Je früher die neu gebauten und gut ausgestatteten Wohnungen für den allgemeinen Wohnungsmarkt zugänglich sind, desto größer sind die Chancen für die Flüchtlinge auf Teilhabe.

Der Weg zu erfolgreicher Integration ist noch weit. Möglicherweise kann die Unterkunft am Mittleren Landweg noch zu einem Erfolg werden.