Die Elbphilharmonie setzt mit dem Festival „Salam Syria“ ein starkes Zeichen
In Anbetracht von nahezu täglichen Schreckensmeldungen über Luftangriffe, Bombenanschläge und Tausende Todesopfer vergisst man leicht, dass Syrien nicht bloß ein kriegsgebeuteltes Krisengebiet, sondern vor allem auch eine reiche Kulturnation ist. Gegen dieses Vergessen setzte die Elbphilharmonie ein starkes Zeichen: mit dem Festival „Salam Syria“, das an drei Tagen einen Eindruck von der Vielfalt der jahrtausendealten Musiktradition und dem künstlerischen Weltniveau syrischer Künstler vermittelte. Wer etwa erlebt hat, wie der charismatische Sänger Ibrahim Keivo mit seiner Spontaneinlage im Abschlusskonzert 2000 Menschen mitreißt, oder wie der Residenzkünstler Kinan Azmeh mit seiner Klarinette eindringlich von Trauer, Wehmut, Liebe und Lebenslust erzählt, wird ziemlich sicher ein ganz neues Bild von Syrien bekommen haben.
Er wisse natürlich, dass eine Klarinette keine Kugel aufhalten oder Hungrige satt machen kann, hatte Azmeh im Abendblatt-Interview gesagt. Leider wahr. Aber Musik kann Brücken bauen. Weil sie die Menschen zum Zuhören verführt – und das ist die vielleicht wichtigste Voraussetzung dafür, eine andere Lebenswelt kennenzulernen und das Fremde nicht als bedrohlich zu empfinden. Die Begegnung mit dieser Kultur ist keine Gefahr, sondern eine Bereicherung – das war beim Festival zu spüren.