Kompromiss zwischen Senat und Volksinitiative wäre im Interesse der Schüler sinnvoll
Es ist erst wenige Jahre her, als mit dem Begriff Inklusion kaum jemand etwas anfangen konnte. Heute ist der inklusive, also einschließende Unterricht von Kindern mit Beeinträchtigungen oder Behinderungen mit allen anderen Schülern ein Schlüsselwort der Pädagogik – und eine ihrer größten Herausforderungen.
Alle lernen gemeinsam, die schnellen und die eher langsamen Denker, die Konzentrierten und die Zappelphilippe – welch schöne Vision. Nur: Die „normalen“ Lehrer sind für diese anspruchsvolle Form des Unterrichts, bei der es darum geht, allen gerecht zu werden, nicht ausgebildet worden. Sicher, die Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf benötigen eine besondere Zuwendung. Aber alle anderen brauchen ihrem Leistungsstand entsprechend eben auch „Lernfutter“. Sie darf der Lehrer nicht aus dem Blick verlieren.
Wer in die Hamburger Schulen hineinhört, der merkt schnell, dass die Realität der Inklusion bei vielen Beteiligten für Verdruss sorgt. Und zwar besonders an den Standorten, an denen sich soziale Probleme ohnehin schon ballen, namentlich an Stadtteilschulen. Kaum jemand bestreitet, dass Senat und Bürgerschaft Erhebliches geleistet haben. Mehr als 1100 Stellen für Lehrer und Sozialpädagogen zusätzlich für die Inklusion seit 2010 sprechen für sich. Und doch reicht das augenscheinlich noch nicht. Ob eine pauschale Heraufsetzung der Förderstunden, wie die Volksinitiative „Gute Inklusion“ vorschlägt, der richtige Weg ist, darf bezweifelt werden. Besser wäre eine passgenaue Lösung.
Im Grunde sind sich alle einig: Die Schulen müssen personell und räumlich so ausgestattet sein, dass die Inklusion dauerhaft gelingen kann. Deswegen ist es richtig, wenn die Volksinitiative auf Verhandlungen mit Senat und Bürgerschaft setzt. Ein Kompromiss wäre sinnvoller als eine Konfrontation bei einem Volksentscheid, der indirekt sogar zu einer Abstimmung für oder gegen die Inklusion führen könnte.