Der Spielbudenplatz muss durch neue Ideen weiterentwickelt werden

Man kann sagen, das Herz der Reeperbahn schlägt bereits gesund. Im Winter schlürfen Touristen und Hamburger ihren Glühwein auf „Santa Pauli“, im Frühling verschickt Deutschland zum Eurovision-Contest vom Spielbudenplatz aus seine „Twelve Points“ nach Europa, im Sommer wird in Liegestühlen getrunken, gelacht, gefeiert. Es erscheint zunächst seltsam, am Konzept für den Spielbudenplatz rütteln zu wollen. Doch die Entscheidung des Bezirks für eine neue Ausschreibung ist richtig, da sie Chancen für St. Pauli öffnet.

Das bisherige Betreiberkonsortium aus Anliegern hat dem Platz seit 2006 zu neuem Leben verholfen – dafür haben Corny Littmann und die anderen Gesellschafter Dankbarkeit verdient, aber keine Erbrechte. Zwischen den Höhepunkten im Jahreskalender liegt der Spielbudenplatz mitunter noch trist wie andere Plätze da, die Hamburg nicht richtig zu bespielen versteht. Wie auch das beste Geschäftsmodell tragisch ausleiern kann, ist andernorts auf St. Pauli längst Realität. Gerade das Herz des Kiezes braucht Veränderung. In Form von mutigen Ideen, äußerer Gestaltung, sei es nur durch neue Bäume.

Wenn nun frische Impulse eintreffen, beginnt die eigentliche Aufgabe des Bezirks. Erstens wird die Bereitschaft nötig sein, selbst weiteres Geld zu investieren. Zweitens muss dem Drang widerstanden werden, noch der tollkühnsten Idee eines zahlungskräftigen Investors nachzugeben.

St. Pauli muss unprätentiös, ohne Chichi bleiben. Und das größte Verdienst des bisherigen Konsortiums liegt darin, bei der Nutzung des Spielbudenplatzes auf das Viertel zu hören, anstatt die „Ballermannisierung“ des Kiezes durch billiges Programm noch zu befeuern. Es gilt, auf diesem Weg mit bedachten Schritten voranzugehen.