Hamburg braucht auch in Zukunft spektakuläre Projekte. Doch sie müssen passen

Was kann, was soll man mit Hamburg noch so alles anstellen? Die Frage stellt sich nach der Vollendung der Elbphilharmonie stärker als früher, weil es jetzt ein gefeiertes Beispiel dafür gibt, dass selbst die verrücktesten Ideen Wahrheit werden können. Sogar in dieser Stadt.

Deshalb ist damit zu rechnen, dass es weiter große und auch mal größenwahnsinnige Pläne geben wird, über die man in Hamburg diskutiert und streitet. Der Vorschlag, die Willy-Brandt-Straße unter die Erde zu verlegen, um HafenCity und Innenstadt besser miteinander zu verbinden, gehört dazu, das deutlich fortgeschrittenere Projekt eines Radwegs am Elbstrand auch. Die Briefe am Rand dieser Seite zeigen, wie das Thema zumindest die Leser des Hamburger Abendblatts bewegt. Die meisten haben dazu eine klare Meinung. Die wird auch künftig gefragt sein, weil die Entwicklung Hamburgs auf allen Ebenen nicht stehen bleiben wird, im Gegenteil. Weltstadt, Fahrradstadt, Musikstadt, Touristenstadt – Hamburg hat sich auf einen Weg gemacht, der den Menschen dieser Stadt in den nächsten Jahren viele Überraschungen und spannende Entscheidungen bescheren sollte.

Über allem muss und wird die Frage stehen: Wollen wir das? Wie schnell darf und soll Hamburg wachsen, wie groß müssen neue Projekte sein, was passt zu der Stadt – und was passt den Menschen nicht?

Dabei wird es in den nächsten Jahren gar nicht so sehr um wirklich gigantische und gigantisch teure Vorhaben gehen, denn die laufen längst. Der A-7-Deckel ist wie die Elbphilharmonie ein Jahrhundertprojekt, die neuen Wohnquartiere in Altona und der HafenCity werden nicht nur weitere Menschen nach Hamburg locken, sondern auch das Gesicht der Stadt verändern. Der Abriss der City-Hochhäuser wird dazu führen, dass es einen neuen, hoffentlich schönen Weg von der alten in die neue City im Hafen gibt. Also dorthin, wo ja auch längst ein weiteres, riesiges Einkaufszentrum geplant ist.

Wie gesagt: Haken hinter, das kommt alles sowieso. Genau wie der begrünte Bunker auf St. Pauli, der vielleicht typischer für die Frage ist, was die Stadt sonst noch will. Brauchen wir derart spektakuläre Projekte, brauchen wir weitere architektonische Highlights wie die Tanzenden Türmen auf der Reeperbahn? Sollten wir noch höher bauen, wie es zum Beispiel an den Elbbrücken geplant ist?

Also: Sollten wir weitere Elbphilharmonien im Kleinen schaffen, Orte, an denen sich außergewöhnliche Architektur mit wertvollen Inhalten verbindet? Die grundsätzliche Antwort ist: Jein. Einerseits sollten wir uns weiter trauen, selbst verrückt scheinende Ideen zu thematisieren und vor allem zu visualisieren. Andererseits müssen wir uns angesichts der neuen Dimensionen, in denen Hamburg gedacht wird, immer bewusst machen, was zu der Stadt passt und was nicht.

Eine Seilbahn hätte halt nicht gepasst, die Untertunnelung der Willy-Brandt-Straße ist viel zu teuer, der Radweg im Strand – siehe rechts. Ein Hafen-Museum (zum Glück beschlossen!) ist dagegen wunderbar, die Wiederbelebung des Fernsehturms sowieso. Und wäre es nicht höchste Zeit, sich einmal über die andere Seite der Elbe Gedanken zu machen? Dort, wo jetzt noch ziemlich allein die beiden Musical-Theater stehen? Und von wo aus man einen wunderbaren Blick, vielleicht den besten, auf die Elbphilharmonie hat? Hat vielleicht einer dafür eine gute Idee? Kann auch was für Fahrradfahrer sein ...