Der deutsche Fußball verdankt Sepp Herberger nicht nur das Wunder von Bern, sondern auch scheinbar ewige Weisheiten. Der Ball bleibt immer rund, ja. Aber 90 Minuten dauert das Spiel schon lange nicht mehr. Das mussten am Wochenende auch Hertha BSC und der FC St. Pauli schmerzhaft erfahren.
„Das Spiel dauert so lange, bis Bayern trifft“, meinte Hans Sarpei, der sich nach seiner Spielerkarriere ein Image als Internet-Spaßvogel aufgebaut hat. Jein. „Bei anderen Teams wird die Moral gelobt, bei uns der Dusel kritisiert“, beklagt Philipp Lahm nach Münchens Ausgleich in der 96. Minute. Ja, die Welt ist manchmal ungerecht. Finden sie bei St. Pauli auch gerade.
Was jetzt in Berlin und Bielefeld geschehen ist – und auch ohne Konsequenzen in Mönchengladbach, ist jedoch die Angleichung der Bundesliga an internationale Verhältnisse. In England wird durchschnittlich sechs Minuten nachgespielt, in Spanien, im Europacup und bei großen Turnieren fünf. Ewigkeiten für die, die etwas zu verlieren haben. Panik macht sich breit. Ordnung geht verloren. Ausgleich fällt. Jubel und Entsetzen.
Alles ist geregelt im Fußball. Wie ein Einwurf auszuführen ist, die Größe der Netzmaschen, der Balldruck und haste-nicht-gesehen. Aber die Spielzeit, die obliegt – wenn man so will – der Willkür des Schiedsrichters. Es gibt anders als in allen anderen bedeutenden Ballsportarten keine neutralen Zeitnehmer. Das macht wundern. Ist es noch zeitgemäß?
Aber ja! Wir wollen ja was zum Aufregen haben. Über diesen ewigen Bayern-Dusel zum Beispiel. Verdammt.