Stolze Zahlen, ein erfolgreiches Festival, bestens etabliert. Aber dieser Jahrgang der Lessingtage war durchwachsen.

Seit 2010 ist das Thalia-Festival „Lessingtage“ eine ­feste Größe im Januar-Spielplan. In diesem Jahr war es auf zehn Tage verkürzt und auf Produktionen aus dem deutschsprachigen Raum begrenzt. 10.000 Besucher kamen bei einer Auslastung von 90 Prozent.

Das ist eine stolze Zahl. Das Festival ist erfolgreich und bestens etabliert, auch wenn dieser Jahrgang ein eher durchwachsener war. Der monumentale „Wallenstein“ Michael Thalheimers und die Theater-Tanz-Collage Falk Richters lieferten die stärksten Momente. Ihnen standen eher mäßige Arbeiten von Boris Nikitin und Nuran David Calis gegenüber. Jette Steckels „10 Gebote“ konnte nur in Teilen ­gelingen. Die ordentliche Eröffnungsproduktion „Mutter Courage und ihre Kinder“ hätte noch ­einiges an Haltung und Schärfe vertragen können.

Gewiss, in wenigen Monaten steht mit dem „Theater der Welt“ ein einmaliges Festival von internationaler Wahrnehmung in Hamburg an, das vom Thalia- und vom Kampnagel-Team kuratiert wird. Auch das will neben dem laufenden Betrieb geschultert werden. Dieser Umstand stellt die Lessingtage in diesem Jahr ein wenig in den Schatten. Der Erfolg zeigt, der Hunger des Publikums nach Festivals ist ungebrochen. Bleibt die hoffnungsvolle Aussicht, dass es im nächsten Jahr auch wieder mit voller Kraft „Um alles in der Welt“ geht.