Das mit dem Familientag endende Eröffnungsfestival baute Schwellenängste ab

Dass sich eine Berufsmusikerin in einem Konzertsaal „zu Hause“ fühlt, wie es die Titularorganistin Iveta Apkalna am Wochenende beim ersten festlichen Soloauftritt der neuen Elbphilharmonie-Orgel formuliert hat, ist nicht gar so überraschend. Dass sich jedoch auch zahlreiche Hamburgerinnen und Hamburger mit geradezu rasanter Vertrautheit in den Foyers und Sälen bewegen, ist nicht allein dem Hype um das Gebäude, sondern auch dem mit Bedacht und Überblick kuratierten Eröffnungsfestival zu verdanken. Klassik (natürlich), Jazz, Weltmusik, aber auch Ausflüge in Avantgarde und Pop und zum Abschluss des Reigens ein sehr entspannter, sehr gut besuchter Familientag – der zwar für alle Besucher kostenlos war, aber definitiv nicht umsonst: Ein besseres Angebot zum Abbau von Schwellenängsten lässt sich ja kaum denken. Ein Tag der offenen Tür, an dem die Kinder Musik als etwas völlig Selbstverständliches er­leben, aber auch die Eltern und Großeltern gespannt durch den gesamten
Bau spazieren, in die exklusive Kühne Sky Lounge hineinschnuppern, über die Bühne flanieren und unbefangen alle möglichen Perspektiven und Hörerlebnisse inspizieren.

Es ist ein Verhalten, das an vielen Konzertbesuchern der vergangenen Tage zu beobachten war: Ehrfurcht, ja, durchaus. Aber vor allem Neugierde und Offenheit dem Raum und dem darin gebotenen Programm gegenüber. Das macht Mut und wird Folgen haben, auch über die Zeit der Eröffnungsaufregung hinaus. Die Elbphilharmonie erweist sich schon jetzt als ein Ort für die Stadt, an den man sich nicht „trauen“ muss, sondern an dem sich augenscheinlich viele willkommen fühlen. Bleibt zu hoffen, dass von diesem Effekt auch andere Kulturorte lernen und profitieren.