Hamburgs traurige Bilanz: zu wenige Ladestationen, kaum neue Elektroautos

Es gibt viele offizielle Fototermine, bei denen sich hochrangige Hamburger Politiker mit Elektroautos ablichten lassen. Von einer „grünen Stadt“ und dem Bekenntnis, dass an der Elektromobilität kein Weg vorbeiführe, ist in solchen Momenten gerne die Rede. Der Beifall einer großen Mehrheit in der Bevölkerung ist den Rednern gewiss. Denn wer kann schon etwas dagegen haben, wenn sich Autos künftig leise und sauber fortbewegen?

Doch zwischen Worten und Taten klafft gerade in Hamburg eine große Lücke. Nicht nur, dass der Anteil der in der Stadt 2016 neu zugelassenen Elek­troautos weit unter dem Bundesdurchschnitt liegt. Auch ihr Versprechen, bis zum Ende des vergangenen Jahres 600 Ladestationen zu schaffen, konnte die Stadt nicht einhalten. Nur gut 300 moderne „Zapfsäulen“ stehen derzeit an den Straßenrändern. Der groß angekündigte „Masterplan zur Ladeinfrastruktur“ war sicherlich gut gemeint. Doch gut gemacht geht anders.

Hamburg ist dabei, eine Entwicklung zu verschlafen, die nicht aufzuhalten sein wird. Verbrennungsmotoren sind die Vergangenheit, Elektroantriebe die Zukunft. Und die Stadt täte gut daran, sich mit aller Kraft an die Spitze dieser Bewegung zu setzen. Doch statt aus Hamburg eine grüne Metropole zu formen, beschränkt man sich auf grüne Parolen. Dabei hätte gerade Hamburg mit Blick auf die zu hohen Feinstaub- und Stickstoffdioxidwerte allen Grund, seine Politik zu ändern.

Mit seinem zögerlichen Verhalten steht der Senat bundesweit nicht alleine da. Man kann den Eindruck gewinnen, dass ganz Deutschland den Übergang von klassischen Verbrennungs- zu Elektromotoren nicht allzu ernst nimmt. Die heimischen Automobilhersteller behandeln die neue Antriebsform eher stiefmütterlich. Während im Silicon Valley Heerscharen von amerikanischen Ingenieuren an den Fahrzeugen der Zukunft basteln, versucht die Wirtschaft hierzulande offensichtlich, so lange wie möglich die Profite der alten Technik abzuschöpfen. Ein gefährliches, weil kurzsichtiges Verhalten. Und die Politik? Sie beschränkt sich auf die Einführung zu niedriger Kaufprämien für E-Fahrzeuge, die von potenziellen Kunden kaum in Anspruch genommen werden.

Dabei ist der Elektromotor nur ein Teil einer neuen Form der Mobilität, welche die Städte weltweit prägen wird. Die Autos von morgen dürften technisch eher an ein Smartphone als an ein klassisches Auto von heute erinnern. Die Fahrzeuge werden untereinander vernetzt sein, selbstständig fahren können – und der alleinige Besitz eines Pkw wird zur Ausnahme, Car­sharing dagegen zur Regel.

Hamburg hat in allen diesen Bereichen nicht wenig zu bieten. Der Chiphersteller NXP forscht ebenso an revolutionären Technologien für das Auto der Zukunft wie Wissenschaftler der TU in Harburg. Und auch Carsharing-Modelle sind verbreitet. Allerdings hat man den Eindruck, dass jeder für sich werkelt, es kein politisches Gesamtkonzept gibt. Hamburg muss sich die Frage gefallen lassen, wie ernst die Stadt es tatsächlich meint auf dem angeblichen Weg hin zu einer modernen, grünen Metropole mit innovativen Mobilitätskonzepten. Die Tatsache, dass der Senat sich nicht einmal dazu durchringen kann, eine Umweltzone im Innenstadtbereich einzuführen, ist beschämend genug. Denn dies wäre zumindest ein kleines Signal, dass man den Kampf gegen Lärm und Abgase annimmt und so die Lebensqualität für alle Hamburger verbessern möchte.