Was Abendblatt-Leser über die Eröffnung der Elbphilharmonie sagen. Kritik an der Auswahl der Stücke

Die Volksseele streicheln

Wir hier in Basel beneiden Euch! Wie kann etwas so Schönes aus Menschenhand geschaffen sein? Nicht Prunk und Protz, sondern ein Ebenbild Eurer Art, geradlinig und verspielt, stringent von außen und lieblich im Innern. Was hier gemeinsam geschaffen wurde, darf zu Recht eines der schönsten Gebäude der Welt genannt werden. Ich freue mich auf weitere Reisen nach Hamburg, irgendwann werde auch ich mir einen Eintritt sichern und die Akustik dieses Konzertraumes genießen können. Eile ist nicht angesagt, ich warte schon so manches Jahr darauf, da verträgt es auch noch ein, zwei weitere Jahre. Was mich allerdings nach diesen fünf Stunden Eröffnung sehr, sehr betrübt hat, war der Widerspruch der Feier in sich selber. So wurde mehr als nur einmal bekräftigt, wie sehr man den Hamburgern Dank sage für ihre Geduld und ihre Großzügigkeit. Insbesondere der finanzielle Effort der Steuerzahler wurde mehr als nur einmal erwähnt. Leider allerdings haben nicht alle Beteiligten begriffen, dass ein solcher Tag primär für das (zahlende) Volk ist und nicht für elitäre Musikkenner und Anhänger zeitgenössischer klassischer Musik. Keine noch so missverstandenen Rihms hätten hier gestreichelt werden müssen, sondern die Volksseele. Stattdessen wird eine (kleine) Musikelite gefeiert und dem (musikalisch) ungebildeten Musikfreund aufgezeigt, wo seine Grenzen sind. Schade, dass dieses Spektakel so am gemeinen Volk vorbei gefeiert wurde. Die Elbphilharmonie hätte auch bei der Musikwahl nur eines verdient gehabt: das Beste, was klassische Musik zu bieten hat.

Christian Trutmann, Basel

Drei Worte genügen

Nur drei Worte: Zum Heulen schön!

Dr. Karl-Andreas Hernekamp

Ohrenfolter und Seelenqual

Angesichts der Musikauswahl bin ich froh, das Eintrittsgeld für die nicht bekommenen Karten gespart zu haben. Vieles im Konzert war großartig, die von Ihnen erwähnte Oboe, der Countertenor, die Sopranistin usw. Die Menge gespielter Dissonanzen halte ich allerdings für ziemlich abgehoben und arrogant dem zahlenden Publikum gegenüber. Sie sind Ohrenfolter und Seelenqual für den Zuhörer und daher Antiwerbung. Musik für eine extreme Minderheit der Klassik-Minderheit und keines Eröffnungskonzertes eines Jahrhundertbauwerks würdig. Wir haben während großer Teile des Konzertes den Ton ausgestellt. Wollten Sie das, Herr Hengelbrock? Darüber hinaus hätte man sich deutlich fülliger singende Tenöre vorstellen können. Man hatte doch zehn Jahre Zeit, wirklich gute zu buchen. Herr Breslik z. B. hat sich erkennbar Mühe gegeben, die Texte verständlich rüberzubringen, nur teilweise dabei das Singen vernachlässigt. Auch Herr Terfel kam zumindest im TV nur durchschnittlich rüber (Kammertenörchen). Frau Hanna Elisabeth Müller dagegen hat uns überzeugt. Eine gute Nachbesetzung.

Gerd Scheunemann, per E-Mail

Trotz Gassenhauer kaum Freude

Ich bin Münchner und liebe Eure Stadt. Gratuliere zur Elbphilharmonie, habe NDR geschaut. Die Musikwahl zur Eröffnung hat mir allerdings anstatt Freude eher Selbstmordgedanken bereitet. Da half auch der Gassenhauer „Freude schöner Götterfunken“ am Schluss nichts mehr. Wie konnte so etwas zu einem so freudigen Ereignis passieren?

Dr. Uz Steinhilper, per E-Mail

Das Orakel von Elphi

Wie schön, dass man als Leser dank Ihrer ausführlichen und mit wunderbaren Bildern von der „Elphi“ so hautnah bei der Eröffnung dabei sein konnte. Scherzhaft möchte ich ergänzen: Wir Hamburger können nunmehr auch mit einem eigenen Orakel glänzen: das Orakel von Elphi. Möge sich der Wunsch erfüllen, dass unsere Hamburger Elbphilharmonie für alle da ist und dass auch bisher nicht so klassikbegeisterte Menschen sich an den wunderbaren Klängen erfreuen werden.

Sylvia Stein, per E-Mail

Würdiger Ersatz für Olympia

Mit der Lichtshow, der Musik und dem Eindruck des Konzertsaals ein würdiger Ersatz für die verpatzte Olympia-Eröffnungsfeier. Ein Glück, dass es da keine Volksabstimmung gab.

Dr. Bernd E. Langner, per E-Mail

Verpasste Chance

Endlich! Die ersten musikalischen Pulsschläge sind durch den Großen Saal geflossen. Das gigantische Konzerthaus lebt. Ja, es ist wunderschön, und es ist wundervoll, dass nach all den Querelen das Projekt sein bauliches Finale gefunden hat. Freude beim Anhören des Eröffnungskonzertes zu empfinden war bestimmt nicht jedem gegeben. Die Musikauswahl konfrontierte mit einigen Stücken, die man als ungeübter Konsument doch eher als „Katzenmusik“ einstuft. Nun mögen die Macher und Kenner das musikalische Set als angemessen bezeichnen und mich vielleicht als Kunstbanausen. Ich gehöre als Hamburger aber zu den potenziellen Kunden. Wie will es zudem so gelingen, gerade junge Menschen für Konzertbesuche zu begeistern, wenn nicht auch populäre Musik Einzug hält – schon bei der Eröffnung? Die Chance hat Herr Hengelbrock aus meiner Sicht leider verpasst. Ich gieße jetzt Wasser in den Wein? Ja! Ich wünsche mir, dass dieses Haus, unsere musikalische Kultstätte, zu dem wird, was als Anspruch in den Reden genannt wurde: zu einem Haus für alle Menschen und damit auch für unterschiedliche Musikgeschmäcker, das genau auf diese Weise weltweite Beachtung findet.

Detlef Lange, Hamburg

Schlafende Prominente

Die erfrischende Erscheinung des Dirigenten ließ Fröhliches erwarten. Es kam leider ein Musikprogramm, das keine Werbung für das Konzerthaus war. Der Schluss mit Beethoven versöhnte zwar, aber die sogenannten Modernen waren absolut kontraproduktiv, was auch an den eingeschlafenen Prominenten sichtbar wurde. So werden keine neuen Besucher des neuen Musiktempels gewonnen werden.

Wolf-Dieter Koch, per E-Mail

Feigenblätter der Musikauswahl

Die Herren Scholz und Gauck sind voller Hoffnung, dass sowohl vom Konzerthaus als auch vom Konzert zu dessen Eröffnung eine gewaltige Woge der Lust auf Klassik insbesondere die Jugend des Landes erfassen möge ... Die musikalische Antwort des Dirigenten auf diesen hehren Wunsch glich einer schallenden Ohrfeige – auch wenn diese akustisch hervorragend klang. Der langen Kette von Negativschlagzeilen bezüglich „Elphi“ fügte dieser Dirigent die verheerendste hinzu: Hier haben Menschen frühestens nach dem vierten Semester Musikwissenschaft Zutritt. Schöne alte Musik genießen? Nichts da, hier wird Hörarbeit verrichtet. Gewiss, die Feigenblätter der Musikauswahl – Mendelssohn und Brahms – waren Hamburger Jungs. Nachhaltig und über Jahrzehnte wurde das musikalische Leben der Stadt jedoch von Quiddjes geprägt: keine Note von Telemann, keine Note von C.P.E. Bach. Oder den weniger bekannten Komponisten: Grund, Mat­theson, von Bülow. Hut ab vor den wunderbaren Musikern, die technisch brillierten, und doch wird von diesem Abend nichts bleiben, den Mitschnitt habe ich schon gelöscht. Der Bewerbungsabend des Herrn Hengelbrock als Spezialist für schrägste Kompositionen ist nur für ihn selbst bewahrenswert.

Christian Schulze, Burgwedel

Amüsante Ansprachen

Ich empfange viele Kommentare von Profi-Musikern, die in anderen namhaften Sinfonie-Orchestern sitzen und diesen Eröffnungsabend im NDR-Fernsehen gesehen und gehört haben. Ich möchte hier die erregten Kommentare und schlimmen Äußerungen nicht wiedergeben (Musiker untereinander haben da so ihre eigene Sprache), aber ein außergewöhnlich besonderes Erlebnis war für uns dieses Eröffnungskonzert nun wahrhaftig nicht. Dies betrifft lediglich die musikalische Darbietung und Zusammenstellung. Das Auftragswerk von Herrn Rihm zu diesem Anlass war absolut perfekt. Aber alles andere hätte man besser überdenken sollen. Nur „aus dem Rahmen zu fallen“ zu so einen Anlass gerät sehr schnell in Vergessenheit. Schade. Da waren die Ansprachen, wie z. B. von Herrn Gauck viel amüsanter als die musikalische Darbietung. Die kommenden hervorragenden Orchester und Solisten werden mit ihren Werken den jetzt schon vorhandenen Glanz noch wesentlich bereichern, womit dann endlich, wenn auch etwas später, die Elbphilharmonie eröffnet wird. Ich freue mich darauf.

Peter Wirweitzki, ehemaliger Solo-Pauker hr-sinfonieorchester Frankfurt

Vom Steuerzahler subventioniert

Nein, Herr Haider, da muss ich entschieden widersprechen. Das klingt nicht gut, dass wir späteren Generationen dieses Bauwerk für fast eine Milliarde Euro hinterlassen. Nur eine Minderheit unserer Gesellschaft wird sich den tollen Sound leisten können. Und diese Eintrittspreise sind auch dann noch vom Steuerzahler subventioniert. Hamburg soll reich sein? Der Stadtstaat Hamburg streicht Leistungen, kürzt und spart. Reich sind die Millionäre und Milliardäre dieser Stadt. Keiner von denen hätte für dieses Monstrum einen Bauantrag gestellt und es finanziert und gebaut. Über Jahrzehnte werden nachfolgende Generationen diese Bausünde finanzieren müssen. Schade, dass man die verantwortlichen Politiker nicht zur Verantwortung ziehen kann, in vorderster Linie Ole von Beust.

Peter Meyer, per E-Mail

Einfallslose Bildregie

Es war sicherlich ein grandioses Konzert, die „Ode an die Freude“ hat mir und allen Bekannten hervorragend gefallen. Leider hat ja nicht jeder eine Eintrittskarte ergattert. Daher einen großen Dank an den NDR, der uns dieses Event auf den Fernseher gebracht hat. Die einfallslose Bildregie hat mich aber doch ein wenig geärgert. Bei der Übertragung der Aufnahmen von Orchester und Innenaufnahmen aus dem Haus machte das nichts aus, das war sehr schön umgesetzt. Aber muss man seinen Stiefel auch bei den kurzen Einspielungen der Lichtinstallation an der Außenseite durchziehen? Überblendungen alle zehn Sekunden. Warum hat man nicht einfach von Zeit zu Zeit eine längere unbewegte Totale vom Gebäude gezeigt? Immerhin haben sich die Lichtkünstler doch wohl etwas dabei gedacht, dass sie das ganze Haus illuminiert haben und nicht nur zwei große Fenster. Auch recht störend: Die Dauereinblendung des NDR-Logos. Bei leicht geschwenkten und gezoomten Aufnahmen vom Konzert wirkt das Logo wie ein Fremdkörper, der unablässig über das Bild gleitet. Aber damit nicht genug – es wurde unten links noch ein zweites Logo eingeblendet, das Elbphilharmonie-Logo, das noch viel auffälliger war.

Tom Schoeps, per E-Mail

Das Volk fehlte

Als Hanseatin möchte ich sagen, dass dieser unangemessene Hype, der um den Bau gemacht wurde, wenig hanseatisch ist. Dieses Gebäude wurde wohl in erster Linie von Steuerzahlern bezahlt. Und dann geladene Gäste, bei denen ich bei vielen kein besonderes Musikverständnis voraussetze. Das Volk hat es bezahlt – das Volk und nicht Politiker oder Fußballer sollten dort sitzen. Warum beim Eröffnungskonzert musikalisch etwas angeboten wurde, was sicher nur einige Hörer erreicht hat, bleibt mir verschlossen. Wie schade! Alle, die ich kenne, haben abgeschaltet.

Marianne Jaenke, per E-Mail

Besser geht’s nicht

Ihr Newsletter – eine Bereicherung. Ihre Berichterstattung und Ihr Vorbericht über die Eröffnung – besser geht’s nicht. NDR-Übertragung dazu am Abend – hervorragend bis auf die Fehlbesetzung von Frau Schöneberger mit ihrer verbalen Maschinengewehrmentalität und des Sich-selber-Einbringens – peinlich.

Klaus-Peter Müller, per E-Mail

Live verwöhnt

Der NDR verwöhnte uns live mit dem Eröffnungskonzert aus der Elbphilharmonie. Ein Tag der ungetrübten Freude! Leider erwähnte keiner der Festredner Ole von Beust – selbst Olaf Scholz nicht. Ein wenig mehr Größe hätte man sich schon gewünscht.

Wolfgang Heeckt, Seevetal

Mir taten die Ohren weh

Was hat sich Herr Hengelbrock bei der Musikauswahl bloß gedacht? Nichts, wie mir scheint. Mir als Normalo taten jedenfalls die Ohren weh. Und das lag nicht an der Akustik, sondern an der Auswahl der Stücke. Dachte ich doch mehr als einmal, ob die wohl noch ihre Instrumente stimmen? Nach vier bis fünf Stücken hatte ich genug und schaltete um. Meinen Kollegen ging es nicht anders. Schade.

Lars Rohwer, per E-Mail