Ein Geburtstagsgedanke von Maike Schiller
Bob Dylan ist Nobelpreisträger, ein bisschen klingt das, als hätten sie ihn jetzt also ins Museum gestellt. Ihn und das, wofür er steht. Dabei käme der Welt eine frische Friedensbewegung gerade ziemlich gelegen – und mitmachen kann übrigens jeder. „Wer kontrolliert denn die Werte der Welt? Du, nur du allein“, hat schon Siegfried Lenz gewusst, mehr muss man eigentlich gar nicht sagen.
Erst kürzlich fragte Udo Lindenberg öffentlich, warum sich eine seiner berühmtesten Kolleginnen nicht mal vernehmbar gegen Rechtspopulismus äußere: Helene Fischer, die fröhliche Blonde, Queen of Eskapismus, die von derart vielen gehört wird, dass sie auch jene erreicht, die politisch nicht auf einer Linie sind mit Udo, der in diesem Jahr lautstarke 70 wurde. Oder mit einem, der es heute auf zehn weitere Jahre bringt: Wolf Biermann, 80. Auch er einer, der sich einmischte, aneckte, sein Maul aufmachte. Weil er den Lauf der Geschichte nicht achselzuckend akzeptierte.
Wenn die Welt unbequem wird, ist das kein Grund sich einzukuscheln, sondern einer, rauszugehen, nicht zurückzuweichen, sondern lauter zu werden. Haltung zu zeigen, Format zu beweisen. Wer „guter Mensch“ sein will und als „Gutmensch“ verspottet wird, wer an Werte und Menschenrechte erinnert und mahnt, dass man aus Fehlern lernen möge, der nervt. Der ist anstrengend. Na, richtig so! Es braucht Menschen wie die Friedenspreisträgerin Carolin Emcke, die treffende Worte zur richtigen Zeit finden, egal, ob andere „Anstand“ pastoral finden oder wohlfeil. Wie Wolf Biermann, die Stachel im Fleisch einer viel zu gemächlichen Gesellschaft sein können. Die laut sind, widerborstig und aufsässig. Sie können den Job bloß nicht allein machen. Denn wer kontrolliert die Werte der Welt? Also!
Herzlichen Glückwunsch zum runden Geburtstag, Wolf Biermann.