Die Trennung vom Sportchef beendet noch längst nicht die Krise des FC St. Pauli, findet Abendblatt-Sportredakteur Carsten Harms.
Als Thomas Meggle am 16. Dezember 2014 als Cheftrainer des FC St. Pauli mit der Bilanz von gerade einmal neun Punkten aus 13 Spielen abgesetzt wurde, überraschte dies im Grunde niemanden. Eine Sensation war es dagegen, dass er nicht etwa entlassen, sondern vom damals neuen Präsidium unter Oke Göttlich zum Sportchef ernannt wurde. Ein Sportmanagement-Studium und ein kurzes Praktikum beim früheren Sportchef Helmut Schulte waren fast alles, was Meggle für diesen wichtigen Job vorzuweisen hatte. Diese ungewöhnliche Personalentscheidung folgte dem Ziel des FC St. Pauli, nicht nur fußballerische Talente für den Profisport auszubilden, sondern auch Trainer und Funktionäre aus den eigenen Reihen. Meggle, zuvor auch als Spieler bejubelt, sollte als Musterbeispiel dienen und nicht vorzeitig verloren gehen.
Tatsächlich lieferte Meggle trotz fehlender Erfahrung als Sportchef ordentliche Arbeit ab, blieb aber immer ein Sportchef von Göttlichs Gnaden und somit ein schwaches Glied im Gesamtgefüge. Jetzt, da der sportliche Erfolg fehlte und die zuletzt verpflichteten Spieler überwiegend hinter den Erwartungen blieben, wurde er angreifbar. Das angespannte Verhältnis zu Trainer Ewald Lienen tat ein Übrigens.
Es muss den Verantwortlichen klar sein, dass mit der Trennung von Meggle kein einziger Punkt mehr auf das Tabellenkonto des Kiezclubs gekommen ist. Ein Befreiungsschlag im Kampf gegen den drohenden Abstieg ist diese Personalie noch längst nicht. Und auch für den Nachfolger als Sportchef wird es kein Kinderspiel sein, in der in knapp zwei Monaten anstehenden Winterpause mit dem begrenzten Budget Spieler zu verpflichten, die zumindest höheres Zweitliganiveau besitzen und dazu auch noch sofort funktionieren.