Die Verkehrspolitik in Hamburg fördert einseitig Radfahrer. Das ist ein Fehler

Wüsste man es nicht besser, so könnte man glauben, ein dogmatischer Alt-Grüner aus den späten 1980er-Jahren oder ein fundamentaler Naturschützer der 90er hätte die Leitung der Hamburger Verkehrsbehörde übernommen. Spätestens seit die Ferien endeten, lähmen wieder zeitgleiche Baustellen auf parallel Richtung Zentrum führenden Hauptverkehrsstraßen die Stadt.

Statt als Wirtschaftsmetropole für einen halbwegs funktionierenden Verkehrsfluss zu sorgen, wird in der Behörde des ehemaligen Handelskammer-Präses zumindest gefühlt alles dafür getan, die Fahrt mit dem Auto möglichst unattraktiv zu machen. Selbst auf Hauptstraßen lässt Rot-Grün inzwischen Fahrradstreifen anlegen – auf Kosten einer Spur für Autos. Gut funktionierende Radwege werden geschreddert, um Radfahrer auf die Straße zu bringen. Straßen, in der sich Rad und Auto vernünftig neben­einanderher bewegt haben, werden einseitig zulasten des Autos umgebaut. Statt der Mobilität aller Hamburger und Pendler haben die Planer in den Amtsstuben offenkundig nur noch die von Radfahrern und HVV-Kunden im Blick. Das ist eine dogmatische, aber keine moderne Verkehrspolitik. Genauso falsch und dogmatisch wie in den 70er-Jahren, als nur aufs Auto gesetzt wurde.

Jüngstes Beispiel dieser Fehlentwicklung ist die Befragung von Anwohnern in Eimsbüttel und Ottensen, ob sie bereit seien, aufs Auto zu verzichten. Nur einige Dutzend Menschen wollen sich beteiligen – aber die Aussagen dieser nicht systematisch ausgesuchten, sondern willkürlich zusammengesetzten Gruppe fließen ein in die Verkehrsplanung. Wohlgemerkt: Einige Dutzend von Zehntausenden wollen mitmachen. Das klingt nach der nächsten Fehlplanung in der Behörde und einem Alibi, das sich Bürgerbefragung nennt.