Trommeln muss sein. Die Frankfurter Buchmesse hilft, die Lesekultur zu fördern
Als am Montagabend im ehrwürdigen Frankfurter Römer zum zwölften Mal der Deutsche Buchpreis vergeben wurde, strahlte die ehrwürdige Literatur wie immer eher wenig Glamour aus. Literatur ist keine Performancekunst, und so sind auch ihre Preisverleihungen nicht mit denen in der Musik oder im Film zu vergleichen. Trotzdem war es ein strahlendes Fest, das sich die Literatur bereitete.
Der Deutsche Buchpreis ist seit seinem Debüt im Jahr 2005 bisweilen harsch gescholten worden. Ein bloßes Marketinginstrument sei er, ganz auf die Bestsellerwünsche des Buchhandels hin organisiert. Bleibt zu fragen, was daran schlecht sein soll – auch die Literatur bedarf der Trommelei. Wahrscheinlich sollte man sogar sagen: Gerade die Literatur bedarf der Inszenierung, um die Aufmerksamkeit zu bekommen, die sie verdient. Mit dem Siegeszug von Bildmedien und Internet hat die Bedeutung von Büchern abgenommen. Auch im Bildungsbürgertum spricht man heute lieber über „Game of Thrones“ und „Mad Men“ als über den neuen Roman von Murakami.
Kulturpessimisten prophezeien bereits, dass die Literatur langfristig ein Orchideenfach sein wird. Glauben muss man das nicht. Die Lesekultur wird nicht sterben, aber sie wird abnehmen. Vielleicht ist die Frankfurter Buchmesse, die morgen beginnt, in 50 Jahren eine etwas kleinere Veranstaltung als heute.
Was so oder so bleibt, ist die Öffentlichkeit, die die Literatur sucht und findet. Sei es auf den Messen in Frankfurt oder Leipzig, die gleichzeitig auch Lesefeste sind, den großen Literaturfestivals wie Harbour Front in Hamburg oder den vielen Veranstaltungen in den Literaturhäusern und Buchhandlungen der Republik. Jede Lesung bedeutet Literaturförderung.
Der deutsche Buchmarkt ist nach Amerika immer noch der lukrativste der Welt. Der spannendste und inhaltlich reichste ist er sowieso, in keine Sprache werden so viele Titel aus anderen Ländern übersetzt. Aber der Umsatz schrumpft seit Jahren. 9,2 Milliarden Euro sind jedoch immer noch eine beeindruckend hohe Zahl, Literatur ist auch ein Wirtschaftsfaktor.
Der Absatz von E-Books stagniert allerdings weiterhin. Darüber werden diejenigen sprechen, die sich mit den digitalen Möglichkeiten mehr versprochen haben. Es muss nicht nur die Anhänglichkeit der Kundschaft an das gedruckte Buch sein, die den Markt für die elektronischen Ausgaben nicht wachsen lässt. Einerseits sind die Content-Mehrwerte vielleicht nicht innovativ genug. Sollten sie denn überhaupt gewünscht sein – konzentrierten Lesern reicht das Wort. Andererseits liegt der Mehrwertsteuersatz bei E-Books höher als bei gedruckten Büchern. Eine Anpassung könnte sie preislich attraktiver für das Publikum machen.
Und es gibt Redebedarf in der Causa VG Wort, der Verwertungsgesellschaft, die die Rechte der Autoren vertritt. Mit Wagenbach hat nun der erste Verlag Einschnitte im Programm vornehmen müssen, weil er wirtschaftlich unter einem Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Frühjahr leidet. Das Gericht hatte geurteilt, dass nur den Autoren Tantiemen-Ausschüttungen der VG Wort zustehen, nicht wie bisher zur Hälfte auch den Verlagen. Für kleine Verlage kann die geänderte Praxis existenzbedrohend werden.
Die Mühen der Ebene werden nicht kleiner. Umso wichtiger sind die Feierstunden der Literatur. Mögen die im Frankfurter Römer der Branche noch lange erhalten bleiben.