Club-Boss Dietmar Beiersdorfer widersetzt sich den Grundregeln, wie man einen professionellen Fußballclub führen muss.

Das Schöne an Fußball ist, dass es in einer Saison 34 Momentaufnahmen gibt, die in 34 von 34 Fällen völlig unterschiedlich bewertet werden. Beispiel gefällig? Hamburgs 0:0 in Mönchengladbach. Wieder nicht gewonnen! Sagen die einen. Immerhin nicht verloren! Sagen die anderen. Die Pessimisten bemängeln, dass der HSV auch in Mönchengladbach nicht mal so etwas Ähnliches wie eine Torchance hatte. Die Optimisten freuen sich über die Leidenschaft, mit der zehn Hamburger dem Champions-League-Teilnehmer einen Punkt abgerungen haben. Am Ende liegt die Wahrheit im Hinblick auf diese Momentaufnahme wohl in der Mitte.

Entscheidend ist im Fußball aber die Summe aller Momentaufnahmen. Wenn man also das vergangene halbe Jahr betrachtet, dann bleibt: ein beurlaubter Sportchef, ein beurlaubter Trainer, ein Transferminus von 30 Millionen Euro und Tabellenplatz 17. Da kann es in der Bewertung auch beim HSV keine zwei Meinungen geben – es gibt sie aber doch.

So hat Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer am Sonnabend bei Sky eingeräumt, dass diese Momentaufnahme zwar schlecht sei, dass er aber ansonsten „total überzeugt“ von seinem Weg sei. Auch die Tatsache, dass er fünf Monate nach der Entlassung von Peter Knäbel noch immer keinen Nachfolger gefunden habe, beunruhige ihn nicht. Er würde die Rolle des Sportchefs auch weiterhin „bis auf Weiteres“ übernehmen.

Bis. Auf. Weiteres.

HSV-Drama in Gladbach endet positiv

René Adler, du bist ein Teufelskerl! Der Torhüter bewahrte den HSV in der 27. Minute mit einem gehaltenen Elfmeter vor dem Rückstand
René Adler, du bist ein Teufelskerl! Der Torhüter bewahrte den HSV in der 27. Minute mit einem gehaltenen Elfmeter vor dem Rückstand © WITTERS | UweSpeck
Allerdings schoss André Hahn auch nicht sonderlich platziert
Allerdings schoss André Hahn auch nicht sonderlich platziert © Imago/Jan Hübner
Allerdings musste Cléber für seine Notbremse gegen Lars Stindl mit glatt Rot vom Platz
Allerdings musste Cléber für seine Notbremse gegen Lars Stindl mit glatt Rot vom Platz © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Schiedsrichter Wolfgang Stark kannte für die Attacke an der Strafraumgrenze keine Gnade
Schiedsrichter Wolfgang Stark kannte für die Attacke an der Strafraumgrenze keine Gnade © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Für den Brasilianer war es die erste Rote Karte nach einer Ampelkarte in seiner Premierensaison
Für den Brasilianer war es die erste Rote Karte nach einer Ampelkarte in seiner Premierensaison © WITTERS | UweSpeck
Später gab es das Duell Adler gegen Hahn noch einmal
Später gab es das Duell Adler gegen Hahn noch einmal © WITTERS | UweSpeck
Obwohl schon wegen Abseits abgepfiffen war, leistete sich der Keeper einen Kung-Fu-Tritt gegen den früheren Hamburger Nachwuchsspieler
Obwohl schon wegen Abseits abgepfiffen war, leistete sich der Keeper einen Kung-Fu-Tritt gegen den früheren Hamburger Nachwuchsspieler © WITTERS | UweSpeck
Hahn blutete aus der Nase, doch Adler kam ohne Verwarnung davon
Hahn blutete aus der Nase, doch Adler kam ohne Verwarnung davon © Jan Huebner | Huebner/Blatterspiel
Auch sonst war Kampf Trumpf im Borussia-Park
Auch sonst war Kampf Trumpf im Borussia-Park © imago/Kolvenbach | imago sportfotodienst
Dazu gehörte auch diese Kopfballduell zwischen Patrick Herrmann und Douglas Santos
Dazu gehörte auch diese Kopfballduell zwischen Patrick Herrmann und Douglas Santos © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Auch Emir Spahic traf es zum Teil hart
Auch Emir Spahic traf es zum Teil hart © WITTERS | UweSpeck
In der zweiten Halbzeit pfiff Stark erneut Elfmeter, diesmal hämmerte Stindl den Ball an die Unterkante der Latte
In der zweiten Halbzeit pfiff Stark erneut Elfmeter, diesmal hämmerte Stindl den Ball an die Unterkante der Latte © WITTERS | UweSpeck
Für seine Entscheidung musste Stark Proteste der HSV-Profis hinnehmen
Für seine Entscheidung musste Stark Proteste der HSV-Profis hinnehmen © Bongarts/Getty Images | Dean Mouhtaropoulos
Am Ende konnten sich Adler, Spahic & Co. über einen wichtigen Punkt in Unterzahl freuen
Am Ende konnten sich Adler, Spahic & Co. über einen wichtigen Punkt in Unterzahl freuen © dpa | Maja Hitij
HSV-Trainer Markus Gisdol schickte in Pierre-Michel Lasogga nur einen Stürmer in die Startelf
HSV-Trainer Markus Gisdol schickte in Pierre-Michel Lasogga nur einen Stürmer in die Startelf © imago/Revierfoto | imago sportfotodienst
Cléber stand schon bei der ersten Chance für Gladbach im Mittelpunkt, als er Hahn foulte
Cléber stand schon bei der ersten Chance für Gladbach im Mittelpunkt, als er Hahn foulte © Imago/Jan Huebner
Dennoch konnte der VfL-Angreifer den Ball noch über Adler heben, allerdings auch neben das Tor
Dennoch konnte der VfL-Angreifer den Ball noch über Adler heben, allerdings auch neben das Tor © Imago/Jan Huebner
Der eine war schon mal in Hamburg, der andere ist gerade erst angekommen: Der ehemalige St.-Pauli-Trainer André Schubert (l.) begrüßt seinen Kollegen Markus Gisdol
Der eine war schon mal in Hamburg, der andere ist gerade erst angekommen: Der ehemalige St.-Pauli-Trainer André Schubert (l.) begrüßt seinen Kollegen Markus Gisdol © WITTERS | UweSpeck
Vor dem Spiel grüßte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer die rund 5000 mitgereisten Anhänger und sprach noch einmal über sein Vorhaben, einen neuen Sportdirektor zu sichten
Vor dem Spiel grüßte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer die rund 5000 mitgereisten Anhänger und sprach noch einmal über sein Vorhaben, einen neuen Sportdirektor zu sichten © WITTERS | UweSpeck
Für Optimist Gisdol war es in seinem zweiten Spiel für den HSV gleich die zweite Auswärtshürde
Für Optimist Gisdol war es in seinem zweiten Spiel für den HSV gleich die zweite Auswärtshürde © WITTERS | UweSpeck
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Da waren sie wieder: die drei magischen HSV-Worte. So war Joe Zinnbauer unter Beiersdorfer der erste „Bis auf Weiteres“-Trainer. Es folgten Bruno Labbadia und nun – bis auf Weiteres bis zum Saisonende – Markus Gisdol. Beiersdorfer selbst ist eine „Bis auf Weiteres“-Lösung auf der Position des Sportdirektors – ehe irgendwann vielleicht doch eine andere „Bis auf Weiteres“-Personalie gefunden wird.

Nun ist es aber kein Geheimnis, dass ein professioneller Fußballclub nur dann funktioniert, wenn er starke und vor allem kompetente Führungskräfte als Trainer, Sportchef und Clubchef besitzt. Hat er an zu vielen Schaltzentralen aber nur „Bis auf Weiteres“-Personal im Angebot, steht unter dem Strich ein „Bis auf Weiteres“-Club. Und im Falle des HSV dies ist leider keine Momentaufnahme, sondern ein Dauerzustand.