Club-Boss Dietmar Beiersdorfer widersetzt sich den Grundregeln, wie man einen professionellen Fußballclub führen muss.
Das Schöne an Fußball ist, dass es in einer Saison 34 Momentaufnahmen gibt, die in 34 von 34 Fällen völlig unterschiedlich bewertet werden. Beispiel gefällig? Hamburgs 0:0 in Mönchengladbach. Wieder nicht gewonnen! Sagen die einen. Immerhin nicht verloren! Sagen die anderen. Die Pessimisten bemängeln, dass der HSV auch in Mönchengladbach nicht mal so etwas Ähnliches wie eine Torchance hatte. Die Optimisten freuen sich über die Leidenschaft, mit der zehn Hamburger dem Champions-League-Teilnehmer einen Punkt abgerungen haben. Am Ende liegt die Wahrheit im Hinblick auf diese Momentaufnahme wohl in der Mitte.
Entscheidend ist im Fußball aber die Summe aller Momentaufnahmen. Wenn man also das vergangene halbe Jahr betrachtet, dann bleibt: ein beurlaubter Sportchef, ein beurlaubter Trainer, ein Transferminus von 30 Millionen Euro und Tabellenplatz 17. Da kann es in der Bewertung auch beim HSV keine zwei Meinungen geben – es gibt sie aber doch.
So hat Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer am Sonnabend bei Sky eingeräumt, dass diese Momentaufnahme zwar schlecht sei, dass er aber ansonsten „total überzeugt“ von seinem Weg sei. Auch die Tatsache, dass er fünf Monate nach der Entlassung von Peter Knäbel noch immer keinen Nachfolger gefunden habe, beunruhige ihn nicht. Er würde die Rolle des Sportchefs auch weiterhin „bis auf Weiteres“ übernehmen.
Bis. Auf. Weiteres.
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Da waren sie wieder: die drei magischen HSV-Worte. So war Joe Zinnbauer unter Beiersdorfer der erste „Bis auf Weiteres“-Trainer. Es folgten Bruno Labbadia und nun – bis auf Weiteres bis zum Saisonende – Markus Gisdol. Beiersdorfer selbst ist eine „Bis auf Weiteres“-Lösung auf der Position des Sportdirektors – ehe irgendwann vielleicht doch eine andere „Bis auf Weiteres“-Personalie gefunden wird.
Nun ist es aber kein Geheimnis, dass ein professioneller Fußballclub nur dann funktioniert, wenn er starke und vor allem kompetente Führungskräfte als Trainer, Sportchef und Clubchef besitzt. Hat er an zu vielen Schaltzentralen aber nur „Bis auf Weiteres“-Personal im Angebot, steht unter dem Strich ein „Bis auf Weiteres“-Club. Und im Falle des HSV dies ist leider keine Momentaufnahme, sondern ein Dauerzustand.
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