ARD und ZDF werden die Tennis-WM übertragen, suchen sich dabei aber wieder nur die Highlights heraus. Für Tennis-Fans eine Schmach.
Chapeau! Nachdem Angelique Kerber in diesem Jahr die Australian Open und US Open gewann, ins Wimbledon-Finale einzog, olympisches Silber in Rio de Janeiro holte und im September zur Nummer eins der Welt aufstieg, schafft es selbst das öffentlich-rechtliche Fernsehen nicht mehr, den Tennissport komplett zu ignorieren. ARD und ZDF werden das WTA-Finale in Singapur, die Weltmeisterschaft der acht besten Spielerinnen der Saison, vom 23. bis zum 30. Oktober live übertragen. Kerber sei Dank!
Was für viele Tennisfans, die in der Missachtung der Öffentlich-Rechtlichen die Schuld für die mediale Krise sehen, nach dem langersehnten Durchbruch klingt, ist in Wahrheit Fassade. Die Berichterstattung umfasst lediglich die drei Gruppenspiele von Deutschlands Nummer eins – der Rest fällt wie gewohnt hinten über. Wie schon bei der „Alibiübertragung“ der Handball-EM im Januar, als nur die Spiele der Deutschen ausgestrahlt wurden, suchen sich ARD und ZDF nur die Highlights heraus.
Dass Kerber zieht, mussten die Programmplaner beim olympischen Endspiel gegen Monica Puig (Puerto Rico) feststellen, als 5,56 Millionen Fans noch um Mitternacht die Partie im ZDF verfolgten. Zum Vergleich: Kerbers Finale in New York sahen beim Spartensender Eurosport zu einer ähnlichen Zeit nur 1,06 Millionen Zuschauer. Für die öffentliche Wahrnehmung sind ARD/ZDF unverzichtbar. Doch verabschieden wir uns von dem Gedanken, dass es auf den Sendern, – die 2015/16 zwar Platz für rund 350 Stunden Wintersport hatten – jemals wieder eine umfangreiche Tennis-Berichterstattung geben wird. Genießen wir lieber die wenigen Rosinen, die für uns rausgepickt werden.
Kerber fasziniert die New Yorker:
Angelique Kerber fasziniert die New Yorker
