Hamburg sollte Studenten mehr Angebote machen – schon aus Eigeninteresse
In Hamburg eine Bleibe zu finden, möglichst noch Altbau in angesagter Lage für 300 Euro warm, das ist bekanntermaßen unmöglich. Zweimal im Jahr, wenn zu Beginn des Semesters Tausende neue Studenten in die Stadt streben, wird das besonders auffällig. Die knapp 4000 Wohnheimplätze reichen für die bald 100.000 Studenten hinten und vorne nicht, der Kampf um kleine Wohnungen und WG-Zimmer nimmt mitunter absurde Ausmaße an. Dass manche Hochschüler mit Mamas und Papas Hilfe auch vor Wuchermieten nicht zurückschrecken, erhöht den Druck auf die angestammte Bevölkerung und macht die Sache zu einem Problem weit über studentische Kreise hinaus.
Allerdings darf nicht übersehen werden, dass rund zwei Drittel der Studenten aus Hamburg oder umliegenden Bundesländern kommen und daher nicht zwingend Wohnraum suchen. Außerdem stehen den Zuzüglern jeweils Absolventen in ähnlicher Zahl gegenüber, von denen viele die Stadt wieder verlassen, sodass der Wohnraum von einem zum nächsten Studenten übergeht. Mit anderen Worten: Ja, das Problem ist groß, aber nicht ganz so groß, wie es im Semesteranfangstrubel wirkt.
Was ist zu tun? Zum einen wird der Senat nicht umhinkönnen, noch mehr Wohnheime zu bauen als bislang geplant. Schließlich schafft er durch die politisch gewollte Steigerung der Studentenzahlen selber den Bedarf, und es wäre auch töricht, den angespannten Wohnungsmarkt noch mehr anzuheizen, indem man unnötig viele Studenten in diesen Markt drängt. Zum anderen muss die Stadt noch mehr für „alternative“ Stadtteile werben und das studentische Wohnen dort fördern: Auf der Veddel und in Wilhelmsburg trägt das bereits Früchte; in Harburg, Hamm oder Rothenburgsort geht noch viel mehr.