Clubchef Beiersdorfer hat auch nach zwei Jahren den Umschwung nicht geschafft

Das freundliche Vorgeplänkel am Tag nach dem desolaten 0:4 gegen Leipzig dauerte ein paar Minuten, ehe die entscheidende Frage kam: „Herr Beiersdorfer“, fragte ein Medienvertreter den HSV-Vorstandsvorsitzenden, „was sagen Sie den Fans, die meinen, dass dieser Trainer es nicht mehr bringt?“ Beiersdorfer überlegte kurz, dann antwortete er: „Das ist ein komplexes System.“

Doch das komplexe System HSV, und das wird von Spieltag zu Spieltag, von Saison zu Saison immer deutlicher, ist ein ziemlich krankes System.

Zunächst aber erst einmal die Fakten dieser Saison: drei Spiele, 2:8 Tore, ein Punkt. Schuld hat – natürlich – der Trainer. Keine Entwicklung und keine Erfolge – so die Hauptvorwürfe.

Und nun die Fakten der vor zweieinhalb Jahren gegründeten HSV AG: mehr als 80 Millionen Euro Transferausgaben, vier Trainer, ein verpflichteter und schon wieder entlassener Sportchef sowie ein großzügiger Milliardär, der mit Deutschlands wichtigstem Spielerberater aus dem Hintergrund die Strippen zieht. Unter dem Strich steht aber trotz aller Bemühungen nun wieder: nichts. Und Schuld hat – so ist das in einem Wirtschaftsunternehmen nun mal – der Hauptverantwortliche, also Beiersdorfer. Keine Entwicklung und keine Erfolge – so die Hauptvorwürfe.

Die Fortsetzung der Geschichte könnte in zwei Richtungen laufen: Gewinnt der HSV am Dienstag gegen Freiburg, bleibt vorerst alles beim Alten. Dann kommen die Bayern, es geht nach Berlin und nach Gladbach. Neue Spiele, neues Glück. Verliert der HSV aber und holt sich anschließend auch noch die obligatorische Bayern-Klatsche ab, ist Labbadia wohl kaum noch zu retten. Geht in Köln (vom Berater) und in der Schweiz (vom Milliardär) der Daumen nach unten, wird auch in Hamburg (vom Clubchef) der Daumen gesenkt. Der Trainer wäre weg – das komplexe und kranke System HSV würde bleiben.