Schipplock ist der 27. Profi, den Labbadia innerhalb eines Jahres aussortierte

Der Duden lässt wenig Raum für Missverständnisse. Ein Umbruch sei eine Veränderung, die grundlegend und folgenreich ist. Was nicht im Duden steht, aber in den ungeschriebenen Gesetzen des Profifußballs: Ein Umbruch braucht meistens Geld, oft Geduld und immer Zeit. Und genau hier beginnt die Quadratur des Kreises – denn Geld ist meistens zu wenig da, Geduld oft nicht ausreichend, und Zeit gibt es im Profifußball bekanntlich nie.

Die gute Nachricht: Wer diesen Widerspruch durchbrechen will, der braucht eigentlich nur eines: Konstanz. Konstanz in der Führungsebene, in der Philosophie, auf der Trainerbank und im Kader. Die aus Hamburger Sicht schlechte Nachricht: Konstanz beim HSV scheint so wahrscheinlich wie die Verpflichtung von Cristiano Ronaldo.

Jahrelang war der Club ein Meister in der Disziplin der Trainer- und Managerwechsel. Und selbstverständlich hatte jeder Trainer und Sportchef seine eigene Philosophie, die es – nach einem Umbruch – zu implementieren galt. Nun muss man dem Club fairerweise zugutehalten, dass es zuletzt ruhiger geworden ist: Trainer Labbadia ist immerhin seit rekordverdächtigen 16 Monaten im Amt.

Doch ein Sommer ohne Umbruch ist in Hamburg kein Sommer. Nun sind es jetzt die Spieler, die inflationär aus­getauscht werden. Nachdem Sven Schipplock­, der vor genau einem Jahr für 2,5 Millionen Euro verpflichtet wurde, nun neben der obligatorischen Abfindung nach Darmstadt verliehen wurde, sind es 27 (!) Spieler, die Labbadia in nur einem Jahr aussortiert hat. Ob Schipp­lock zurückkehrt? Ungewiss. Sicher ist nur, dass der HSV einen Umbruch in der Transferpolitik braucht: Talente erschwinglich einkaufen, sie fördern, im besten Fall behalten und im schlechtesten Fall mit Gewinn verkaufen.