Wie gut wird die Akustik der Elbphilharmonie im internationalen Vergleich sein?

Wie umwerfend wird sie denn nun, die Akustik im Großen Saal der Elbphilharmonie? Wird sie das viele Geld für ihre Verpackung wert sein? Hat sich der ganze Stress gelohnt? Fragen, die man so oder so beantworten kann. ­Einige jedoch noch nicht und das immer noch nicht. Was aber auch noch kein Problem darstellt.

Rathaus und Kulturbehörde waren in der Frühphase des Projekts zwar unvorsichtig genug, das neue Konzerthaus ohne klare Wertungsmaßstäbe (und ohne den ersten Ton gehört zu haben) schon mal steil zuversichtlich unter die „besten zehn Säle der Welt“ einzuordnen. Das war ganz klar eine politische Ansage, wie die ersten optimistischen Kostenvermutungen, die geschmeidig zur Akzeptanz beitragen sollten. Es kam dann ja ganz anders, viel teurer, und dauerte viel länger. Doch die gleichen amtlichen Hellseher waren auch clever genug, sich nach diesem Versprechen nicht weiter bei akustischen Gütesiegeln festzulegen. Die städtischen Auftraggeber haben stattdessen abwechselnd in Gott vertraut, in die Architekten Herzog & de Meuron und den Akustiker Yauhisa Toyota. Groß zu denken, ist nicht risikofrei.

Bei der – zugegebenermaßen subjektiven – Umfrage, für die Musiker, Orchester und Intendanten dem Abendblatt ihre Lieblinge nannten, ­haben die üblichen Verdächtigen die vorderen Plätze eingenommen, viele von ihnen punktgleich. Ein Wunder ist das nicht, es zeigt lediglich, wie schwer Geschmacksfragen mit Messergebnissen auf einen Nenner zu bringen sind.

Diese sehr gefühlte „Bestenliste“ ist auch eine weitere Herausforderung für das wichtigste und spektakulärste Kulturprojekt, das sich Hamburg in den vergangenen 100 Jahren zugetraut hat. Ganz nebenbei: Keiner der 16 Teilnehmer hat die Laeisz­halle auf seinem Stimmzettel gehabt. Dirigent Christian Thielemann nannte die Glocke in Bremen. Sein Kollege Andris Nelsons das Konzerthaus in Dortmund, die Berliner Philharmoniker nominierten die Philharmonie in Köln. Das kann man auch als Einbruch der Wirklichkeit in die frühere selbstverknallte Eigenwahrnehmung der Hamburger Musik-Kulturpolitik deuten, die stets behauptete, der Saal am Brahms-Platz sei eine international etablierte Top-Adresse, weit über jeden Zweifel erhaben. Auch so kann man sich täuschen. Ein weiteres, optimistisch stimmendes Umfrageergebnis: Bei einem Viertel der zehn ranghöchsten Konzertsäle (Tokio, L.A., Paris) hatte Toyota seine Berechnungen im Spiel; Paris zählt eher nur halb, weil er sich dort, wohl nicht ganz freiwillig, die Arbeit teilen musste. Für die hiesige Erfolgsstatistik nicht das schlechteste Omen, dass man zuversichtlich sein darf.

Der Raum-Klang ist aber nur ein Aspekt des Elbphilharmonie-Konzepts und seines historischen Potenzials. Die Qualität der dort gespielten Musik eine sehr benachbarte, aber dennoch andere. Die Elbphilharmonie wird auch so toll sein können wie alles, was die örtlichen Ensembles – allen voran das Residenzorchester vom NDR – aus ihren Möglichkeiten herausholen. Und: ­Allein die Tatsache, dass eine Millionenstadt in den nächsten letzten Wochen bis zur Eröffnung darauf warten wird, ob und wie ihr neues Konzerthaus die enormen Erwartungen erfüllt, ist ein einmaliges Erlebnis. Freuen wir uns darüber und darauf.

Der Elbphilharmonie-Architekt Jacques Herzog sagte über einen der Umfragesieger, die Berliner Philharmonie, sie sei perfekt, „sie kann nicht verbessert werden“. Geschichte wiederholt sich nicht? Vielleicht ja doch.