Die Zahl der Einbrüche in Hamburg sinkt leicht. Die Polizei kommt im Kampf gegen die Täter voran.

Der Kampf gegen Einbrecher dürfte auf der Beliebtheitsskala bei den Hamburger Polizisten eher einen der hinteren Plätze belegen. Die Arbeit erscheint häufig nicht effektiv und frustrierend: Die Zahl der umherziehenden Banden stieg in den vergangenen Jahren kon­stant, ebenso die der Einbrüche. Bundesweit drangen nur unmittelbar nach der Wende mehr Verbrecher in fremde Wohnungen ein als zuletzt. Die Hamburger Polizei registrierte im vergangenen Jahr einen Zuwachs um rund 20 Prozent. Hinzu kommt: Die Aufklärungsquote ist geringer als bei Kapitalverbrechen. Denn anders als bei zahlreichen anderen Straftaten, wie zum Beispiel Mord, sind die Ermittlungsansätze der Polizeibeamten deutlich kleiner. Nicht zuletzt haben Urteile oft keine abschreckende Wirkung auf die Täter, von denen viele aus Osteuropa stammen. So sprechen einige Experten schon davon, dass der Kampf gegen Einbrecherbanden erfolglos und gescheitert sei.

Doch diese Schlussfolgerung lassen die Zahlen, die die Hamburger Polizei am Montag vorgestellt hat, nicht zu. Die Aufklärungsquote der Soko ist im ersten Halbjahr 2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen, die Zahl der Taten etwas gesunken. 136 Festnahmen, 100 Haftbefehle, 38 aufgedeckte Serien – die Soko „Castle“ hat erfolgreich gearbeitet. Ohne diese Sondereinheit wäre die Zahl der Einbrüche in Hamburg deutlich höher ausgefallen, die Aufklärungsquote erheblich geringer.

Soko Castle: Was man wissen muss

Nur: Für Opfer eines Einbruchs ist das kein Trost. Sie leiden oft noch Monate nach der Tat an Angstzuständen, weil Fremde in ihr intimes Umfeld eingedrungen sind. Sie empfinden ihre Wohnung von einem Moment auf den anderen nicht mehr als Zuhause. Sie fühlen sich dort nicht mehr sicher, und viele von ihnen suchen sich sogar eine neue Wohnung.

Ständig steigende Wohnungs­einbrüche sind für das Sicherheitsempfinden der Hamburger fatal. Wenn sich das Gefühl erst einmal ausbreitet, dass die Polizei das Problem nicht in den Griff bekommt, wenn sich nicht nur Opfer ständig ängstigen, sondern auch bisher Unbeteiligte beginnen, sich um ihre Sicherheit zu sorgen, dann kann aus einer polizeilichen schnell eine politische Lage werden. Dann droht die Stunde der Populisten und der Vereinfacher.

Und wenn die jüngsten Äußerungen unterschiedlicher Politiker ein Gradmesser sind, dann scheinen wir davon gar nicht mehr so weit entfernt. Der eine fabuliert darüber, dass Hilfspolizisten Streife laufen sollten. Der nächste will, statt mehr Polizisten auf die Straße zu bringen, Bauherren zu besseren Fenstersicherungen zwingen. Der dritte kommt vor dem Hintergrund der Hamburger Einbruchszahlen mit der Forderung um die Ecke, der Innen- und Sportsenator solle seine Reise zu den Olympischen Spielen in Rio absagen und „stattdessen seiner Verantwortung für Hamburgs Sicherheit gerecht“ werden. Man möchte fragen: Wem soll das etwas bringen? Symbolpolitik hilft niemandem weiter.

Was aber helfen kann, ist aus den Erfahrungen der Soko „Castle“ zu lernen: Die hat sich nicht an Einzelfällen abgearbeitet, sondern Täterstrukturen und deren Abnehmer ermittelt. Hat die „Statthalter“ in Hamburg enttarnt, Reisewege offengelegt und die Zusammenarbeit mit Bundesländerpolizeien, dem BKA und ausländischen Sicherheitsbehörden deutlich verbessert. So kann und muss die Soko „Castle“ zum Vorbild für andere Polizeieinheiten werden. Ein Anfang ist gemacht.