Geben Behörden zu früh Informationen weiter, können sie damit Angst schüren. Wenn nicht, säen sie Misstrauen.
Schon der Zeitpunkt einer Tat wirkt manchmal erschütternd. Am vergangenen Freitagabend betritt ein junger Afghane die Versöhnungskirche in Eilbek und randaliert wie von Sinnen – gleichzeitig zum Amoklauf eines 18-Jährigen in München. Der Hamburger Vorfall wurde erst jetzt bekannt. Es gibt keine Verletzten und keinen Grund, darüber in Unsicherheit zu verfallen. Aber es steckt eine Lehre darin: Die Gesellschaft – und voran die Polizei – muss offener mit Schrecken umgehen.
Anstatt die Randale in der Kirche öffentlich zu machen, schwieg die Polizei zunächst. Eine Sachbeschädigung sei nicht relevant genug, heißt es dazu. Diese Erklärung ist bei der Abfolge der Ereignisse brüchig. So übernahm der Staatsschutz die Ermittlungen – weil eine islamistisch motivierte Tat anfangs eben nicht ausgeschlossen werden konnte. Zudem lohnt ein Blick auf jene Fälle, welche die Polizei in Mitteilungen öffentlich macht: am Donnerstag etwa angezündete Mülltonnen in Bergedorf. Da hätte die Öffentlichkeit auch von der Tat in Eilbek früher erfahren dürfen.
Die Behörden stecken in einem Dilemma. Geben sie zu früh Informationen weiter, können sie damit Angst schüren, gar Brandbeschleuniger in das Flammenspiel der Rechtspopulisten kippen. Das Schweigen aber ist noch gefährlicher. Dann entsteht der Eindruck der Bevormundung, dann riskiert der Staat seine Glaubwürdigkeit. Das wäre der wahre Sieg der falschen Ecke.
Der bessere Weg für die Polizei – wie für Journalisten – ist einzuordnen, statt zu filtern. Die Fakten sagen: Fast alle Flüchtlinge sind unbescholten, ungefährlich. Wie in München erhärtete sich ein islamistisches Motiv in Eilbek nicht. Der Bevölkerung ist auch bei unklarer Lage zuzutrauen, mehr als Schwarz und Weiß zu erkennen.