Der Zusammenschluss mit Arabern sichert der Hamburger Reederei die Existenz.

Hapag-Lloyd fusioniert mal wieder. Nicht einmal zwei Jahre nach dem Zusammenschluss mit der chilenischen Reederei CSAV gibt das Hamburger Traditionsunternehmen vom Ballindamm nun die Ehe mit der arabischen Reederei United Arab Shipping Company (UASC) bekannt. Dass sich dahinter kein tolles Wachstumsprogramm verbirgt, sondern die schiere Notwendigkeit nach mehr Größe, wird durch eine Gewinnwarnung deutlich, die Hapag-Lloyd parallel zur Fusionsbekanntgabe veröffentlichen musste: Anstatt eines deutlichen Anstiegs des Ergebnisses vor Steuern, wie bisher verkündet, erwartet die Reederei nun einen deutlichen Rückgang des Ergebnisses im Vergleich zum Vorjahr.

Grund für die Prognosesenkung sei eine deutlich schlechtere Entwicklung der Frachtraten, teilte das Unternehmen am Montag mit. Auch im mittlerweile achten Jahr der weltweiten Schifffahrtskrise gelingt es den Reedereien aufgrund der Überkapazitäten an Schiffen und dem im Vergleich zu früher schmalen Wachstum des Welthandels nicht, auskömmliche Preise zu erzielen. Die Einnahmen durch den Containertransport sind mitunter so gering, dass sie nicht einmal die Ausgaben für den Schiffsbetrieb decken. Da muss man kein großer Mathematiker sein, um zu erkennen: Das geht nicht lange gut.

Der Schifffahrt geht es jetzt aber schon seit mehr als sieben Jahren nicht gut, und die Antwort der Unternehmen darauf ist Größe. Der Vorstandschef von Hapag-Lloyd, Rolf Habben Jansen, erklärt es so: „20 Reedereien, die jeweils fünf Prozent Marktanteil an einem Fahrtgebiet haben, können wesentlich weniger Einfluss auf die Frachtraten nehmen als fünf Unternehmen, die zusammen 70 oder 80 Prozent Marktanteil haben.“ Und so kommt es jetzt also zu den großen Zusammenschlüssen in der Schifffahrt, in Asien, Lateinamerika und Europa.

Hapag-Lloyd ist ein Symbol dafür. Es ist noch nicht lange her, da war die Reederei ein deutsches Unternehmen, mit deutschem Vorstand und deutschem Gesellschafter, der TUI. Und heute? Heute sitzen die beiden neuen Haupteigner des Traditionsbetriebs Tausende Kilometer entfernt in Dubai und in Chile, und es ist nur der Stadt und dem bedeutenden Mitaktionär Klaus-Michael Kühne zu verdanken, dass das Unternehmen seinen Hauptsitz immer noch in Hamburg hat. Zumal es inzwischen an der Börse gehandelt wird.

Natürlich bietet die Fusion viele Vorzüge, und man kann dem Vorstand und Aufsichtsrat attestieren, dass sie nach derzeitigem Stand geeignete Partner gefunden haben: Hapag-Lloyd steigt auf zur Nummer vier auf dem Weltmarkt, etwa gleichauf mit der chinesischen Cosco Lines. Das Unternehmen erhält über UASC Zugriff auf die größten Containerschiffe der Welt, ohne ein einziges bestellen zu müssen. Doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zusammenschlüsse vor allem aus der Not heraus geschehen und ohne Alternativen sind, soll es künftig Hapag-Lloyd geben.

Da schaut man auch darüber hinweg, dass die Mitgift der Braut auch ihre Schatten hat, denn UASC bringt eine Menge Schulden in diese Ehe mit. Die Anteilseigner müssen noch einmal umgerechnet knapp 362 Millionen Euro zuschießen, damit die gewaltige Nettoverschuldung der Hapag-Lloyd nach der Fusion von umgerechnet 6,4 Milliarden Euro schnell reduziert werden kann. Zudem verfügen die Araber künftig über eine Sperrminorität. Hoffentlich setzen sie diese nicht ein.