Nicht alle können auf 120 Quadratmetern wohnen. Nur darf es nicht eintönig werden

Bauen in Hamburg ist seit Jahren immer teurer geworden. So teuer, dass Neubaumieten von vielen kaum noch bezahlt werden können. Mit standardisierten Serienbauten will der rot-grüne Senat diese Entwicklung nun bremsen und hat dazu in einem Pilotprojekt zwei städtische Grundstücke ausgeschrieben. Zugleich schlägt die Architektenkammer vor, dass Mieter mehr Abstriche bei Ausstattung und Wohnungsgröße machen sollen. Beides muss keine Katastrophe sein. Jedenfalls nicht, wenn man es klug macht.

Natürlich gibt es nun Stimmen, die vor eintönigen Siedlungen und immer gleichen Schlicht-Fassaden warnen. Das kann passieren, deshalb sind solche Warnrufe ernst zu nehmen. Aber Beispiele aus der Vergangenheit – wie etwa die zwischen den Weltkriegen entstandenen Schumacher-Siedlungen – zeigen, dass standardisiertes Bauen kein schlechtes Bauen sein muss, sondern sehr durchdacht sein kann und Jahrzehnte überdauert. Wichtig bleibt, dass man Abwechslungen in den Fassaden zulässt und Elemente immer wieder geschickt kombiniert.

Und es ist auch keine unverschämte Forderung, sich wieder auf kleinere Wohnungen zu besinnen. Wenn alle auf 120 Quadratmetern in Ottensen wohnen wollen, geht das irgendwann schlicht vom Platz her schon nicht mehr.

Ändern muss sich aber auch an der Zahl der vielen Bauvorschriften etwas – doch da traut sich die Stadt noch nicht heran. Immer neue Energiesparverordnungen machen heute Wohngebäude quasi zu Thermoskannen mit komplizierter Belüftungstechnik. Noch ist es ein grünes Dogma, an solchen Vorschriften festzuhalten, die in Wahrheit mehr Symbol sind als wirklicher Nutzen. Wer günstig bauen will, muss auf Maximalforderungen verzichten. Egal, ob bei der Architektur, den Klimazielen oder der Küchenausstattung.