Die Heraufsetzung der Passagierkapazität bringt nur eines – weniger Komfort

Was tun, wenn mehr Gäste kommen, als man Kuchen hat? Nun, man schneidet die Stücke kleiner, damit jeder eins abbekommt. Nach diesem Motto handeln jetzt SPD und Grüne, um das Pro­blem mit den überfüllten Hafenfähren in den Griff zu bekommen. Seitdem die Hamburg-Reiseführer ihren Lesern den Tipp geben, anstatt der teuren Hafenrundfahrt ein Ticket für die wesentlich preisgünstigere Hadag-Fähre zu buchen, kommt es an den Wochenenden und zu Ferienzeiten zu großem Fahrgastandrang. Und wie reagiert die Koalition? Sie beantragt, künftig mehr Leute aufs Schiff zu lassen.

Selbst wenn dieses im Einklang mit den Sicherheitsbestimmungen ist und von offizieller Seite genehmigt wird, so ist das Vorhaben dennoch fragwürdig. Wer einmal an einem Sonnabend im Hochsommer von den Landungsbrücken nach Finkenwerder geschippert ist, weiß genau, wovon die Rede ist. Es kommt zu einer ungleichen Verteilung der Fahrgäste. Bei schönem Wetter strömt alles nach oben auf die Aussichtsplattform. An den Niedergängen, die definitiv zu schmal sind, als dass Leute dort nebeneinander absteigen können, bilden sich Trauben von Leuten, die gegenseitig schubsen. Innendrin ist kaum ein Durchkommen, weil dort viele Fahrräder den Weg versperren. Schon jetzt wird der Platz auf den Fähren an gut besuchten Tagen eng.

Nach dem Willen der Koalition soll es künftig noch enger an Bord werden. Anstatt bis zu 250 sollen dann bis zu 350 Fahrgäste aufgenommen werden. Richtiger wäre es, die Hadag aufzurüsten. Mehr Schiffe, engerer Takt, dafür würden die Hamburger der rot-grünen
Regierung danken. Und die Tourismusoffensive hätte Rückenwind. Dazu fehlt aber das Geld. Stattdessen lassen sich die Politiker für eine Hilfslösung feiern, die deutlich weniger Komfort nach sich zieht. Wieder mal kein großer Wurf, sondern nur Stückwerk.

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