Gegen die Aura des Bürgermeisters kommt die Opposition kaum an.

Nimmt man nur die Wahlergebnisse für die Parteichefs, ist die Hamburger CDU der SPD schon wieder auf den Fersen: 92,4 Prozent für Roland Heintze sind nur unwesentlich schlechter als die 97,4 Prozent für Olaf Scholz. Doch von Augenhöhe kann noch lange keine Rede sein. Und das hat vor allem zwei Gründe: den Bürgermeister. Und Olaf Scholz.

Gegen die Aura des Ersten Bürgermeisters ist, unabhängig vom Parteibuch, ohnehin kaum ein Kraut gewachsen – auch die CDU hat sich stets im Glanz ihres Senatschefs Ole von Beust gesonnt. Doch Scholz verleiht dem Amt durch seine bundespolitische und zunehmend auch internationale Rolle, durch die straffe Führung seiner Partei und durch seinen unverhohlenen Machtanspruch noch zusätzliches Gewicht. Anders gesagt: So mächtig war kein Bürgermeister vor ihm. Und die Bürger schätzen es offensichtlich, dass klar ist, wer in Hamburg das Sagen hat.

Der CDU, die natürlich den Anspruch haben muss, irgendwann wieder an die Regierung zu gelangen, bleiben dagegen nur zwei Strategien. Einerseits muss sie weiter ordentliche Sacharbeit in der Bürgerschaft abliefern und hoffen, dass Scholz irgendwann doch mal einen Fehler macht, der an ihm hängen bleibt. Es ist ja nicht so, dass diese Stadt ohne Probleme wäre – als Stichworte genügen: Einbrüche, Kundenzentren-Chaos, Umsatzrückgänge im Hafen. Nur schafft der Bürgermeister es bislang konsequent, diese Themen von sich fernzuhalten. Dass er sie in seinen Reden einfach ausblendet, ist kein Zufall.

Die zweite Strategie der CDU könnte darin bestehen, einen personellen Gegenentwurf zu Scholz aufzubauen, doch das dürfte noch schwieriger werden. Parteichef Heintze und Fraktionschef Trepoll sind kluge und fleißige Politiker. Doch dass ihnen irgendwann die Herzen und Stimmen der Wähler zufliegen werden, wie es seit Jahren bei Scholz der Fall ist, erscheint nicht zwingend. Ideal wäre es, diese Rolle mit einer Frau zu besetzen, möglichst mit Charisma und Machtanspruch. Doch die ist in der Hamburger CDU nicht in Sicht.