Das Aus für das Profi-Eishockey in Hamburg muss zu neuem Denken führen: Sport braucht Vielfalt.

Auch wenn es viel zu sagen gibt über das endgültige Aus der Hamburg Freezers, so muss der erste Gedanke am Tag nach der Entscheidung denen gelten, die ihren Arbeitsplatz oder ihre große Leidenschaft verloren haben. Die Mitarbeiter und Fans des Clubs aus der Deutschen Eishockey-Liga, der von seinem Eigner Anschutz Entertainment Group (AEG) innerhalb von einer Woche eiskalt abgetaut wurde, verdienen das Mitgefühl aller, die sich in die Situation von Menschen ohne Job oder mit gebrochenem Herzen hineinzuversetzen in der Lage sind.

Natürlich ließe sich trefflich schimpfen über einen Eigner, der einem Team aus dem Nichts die Existenzgrundlage entzieht, das sich nichts zuschulden hatte kommen lassen außer dem Fakt, nicht in jeder der 14 Spielzeiten das Optimum an sportlicher Leistung herausgeholt zu haben. Einen Eigner, der sich auch von einer fast beispiellosen Welle der Solidarität nicht beeindrucken ließ. Und der die von rund 20 Unternehmen und mehr als 3000 Spendern innerhalb von fünf Tagen gesammelten 1,2 Millionen Euro zur Teildeckung des jährlichen Defizits schnöde ablehnte, obwohl er sich den Aufschub für ein weiteres Jahr aus der Portokasse hätte leisten können.

Andererseits muss man anerkennen, dass die 50 Millionen Euro Verlust, die die AEG seit 2002 mit dem Betrieb der Freezers anhäufte, eine sehr ansehnliche Summe sind, um Hamburg mit einem Unterhaltungsprodukt – als nichts anderes sieht der US-Konzern die Freezers – zu versorgen, das in der Stadt weder historisch gewachsen noch durch eine Masse an Breitensportlern verwurzelt war. Und auch wenn der bereits 2011 geplante Verkaufsprozess offiziell gestoppt worden war, mussten die Freezers grundsätzlich immer damit rechnen, abgewickelt zu werden, wenn AEG-Chef Phil Anschutz die Lust an seinem Spielzeug verliert, weil die Zahlen dauerhaft rot gefärbt sind.

Profisportteams außerhalb des Fußballs, und das ist kein Hamburger Phänomen, sind kaum profitabel zu betreiben. Wer seinen Geldgeber verliert, der muss in letzter Konsequenz das Aus ertragen. Und auch wenn es Städte gibt, die sich stärker für ihre sportlichen Aushängeschilder engagieren, ist der Politik kein Vorwurf zu machen. Die Linie der Stadt, Profisportteams nicht zu subventionieren, ist so bekannt wie konsequent.

Vielmehr gilt es nun, das Positive aus den vergangenen Tagen zu ziehen. Dass viele Tausend Menschen Anteil nahmen am Schicksal der Freezers; dass sich sportartenübergreifend eine Allianz bildete, die mit Wort und Tat für den Erhalt von Profi-Eishockey kämpfte; und dass es möglich war, eine Reihe von Unternehmen für finanzielle Unterstützung zu gewinnen – all das ist als Zeichen dafür zu werten, dass die Gesellschaft beginnt neu zu denken.

Nach dem geplatzten Olympia-Traum kann der Schock des plötzlichen Freezers-Endes bewirken, dass die Rolle des Sports für den Zusammenhalt als ebenso wichtig eingestuft wird wie dessen Vielfalt. Wer keine
auf den Fußball ausgerichtete Monokultur will, der muss nun die vielen bunten Sportarten unterstützen, die diese Stadt immer noch bietet, als Besucher, Teilnehmer oder Sponsor. Vielleicht sogar mittels eines für
alle Not leidenden Clubs zugänglichen Pools, in den Unternehmen einzahlen, denen die Pluralität des Sports etwas bedeutet.

Wenn aus der Welle der Solidarität ein Meer der Unterstützung wird, dann könnte das Ende der Freezers ein Gutes haben – auch wenn das für die, die um sie trauern, ein schwacher Trost ist.