Die weltweite Unterstützung für das Hamburger Eishockeyteam zeigt dessen Stellenwert.

Die 100.000-Euro-Marke fiel am Sonntagmittag. Nicht einmal 24 Stunden, nachdem auf der Internetplattform fairplaid.org eine Massenspendenaktionen gestartet worden war, hatten knapp 1000 Sympathisanten der Hamburg Freezers mehr als besagte 100.000 Euro bereitgestellt. Es ist ihr Beitrag, dass der Club auch in der kommenden Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) spielen darf. US-Eigner Anschutz Entertainment Group (AEG) hatte am Mittwoch überraschend bekannt gegeben, sich nicht um eine entsprechende Lizenz bewerben zu wollen.

Nun sind die US-Amerikaner von Emotionen in der Regel nur zu beeindrucken, wenn mit ihnen auch das Guthaben auf dem Konto wächst. Das war, seit die AEG die „Eisschränke“ im Sommer 2002 dank der Lizenz der in der Publikumsgunst erfolglosen München Barons an die Elbe transferierte, in keiner Spielzeit der Fall. Das kolportierte Minus lag Jahr für Jahr zwischen zwei und drei Millionen Euro. Aus wirtschaftlicher Sicht also kann man Verständnis und Respekt gleichermaßen aufbringen für die AEG, die eine enorme Summe investiert hat, um die Hamburger mit Eishockey zu bespaßen.

Und natürlich ließe sich auch trefflich darüber diskutieren, ob es angesichts der vielen Brennpunkte in der Welt, aber auch in unserer Stadt, nicht wichtigere Projekte geben muss, als einen zusammengewürfelten Haufen aus deutschen und mehrheitlich nordamerikanischen Spielern zu subventionieren, die manchmal mehr Geld für ihre Künste bekommen, als sie angesichts der gezeigten Leistungen verdienen würden.

Genau da liegt aber der Knackpunkt, der aus dem Fall Freezers mehr macht, als es eine reine Gewinn- und Verlustrechnung ausdrücken könnte. In den vergangenen Jahren haben die Verantwortlichen trotz des Rückschlags mit dem Verpassen der Play-offs in der abgelaufenen Spielzeit ein Gerüst aus Spielern geschaffen, das dem Club mit der Maske als Logo ein sympathisches Gesicht gibt. Dass Kapitän Christoph Schubert, der sich mit beispiellosem Engagement seit Tagen für die Rettung seines Arbeitgebers zerreißt, seine Mannschaftskameraden zu einem Verzicht auf zehn Prozent ihres Gehaltes aufgerufen hat, spricht für sich.

Das Wichtigste jedoch ist: Aus einem Unterhaltungselement, das Traditionalisten lange als „Retortenclub mit Eventpublikum“ abkanzelten, ist ein Club geworden, der sich in der deutschen Sportlandschaft etabliert hat. Das unterstreicht die überwältigende Solidarität, die den Freezers bundesweit zuteil wird; und das nicht nur, weil Fans anderer Vereine die wohl attraktivsten Auswärtsfahrten verloren zu gehen drohen.

Nein, es wird honoriert, dass ein Club aufgebaut wurde, der die Herzen der Menschen erreicht und ihnen Identifikation und Zusammenhalt bietet. Das ist es doch, wofür der Sport jenseits von allen Leistungsgedanken und wirtschaftlichen Erfolgszwängen stehen sollte: für das gemeinsame Kämpfen um das Erreichen von Zielen und dafür, dass man auch in Zeiten krachender Niederlagen zusammenhält, weil man überzeugt davon ist, für die richtige Sache einzustehen.

Dieses Gemeinschaftsgefühl hat sich bei den Hamburg Freezers in den vergangenen Tagen stärker entwickelt als jemals zuvor. Ob sie sich dafür etwas werden kaufen können, wird sich an diesem Dienstag zeigen, wenn die Antragsfrist für die Lizenz abläuft. Zum Nachdenken anregen, ob man ein solches Aushängeschild wirklich einfach so verschwinden lassen kann, sollte das Engagement der Fans dagegen alle potenziellen Investoren.