Aus für Handballer, Volleyballer und jetzt die Hamburg Freezers: auch eine Folge der Olympia-Absage.

In Hamburg ist im vergangenen Jahr viel darüber diskutiert und gestritten worden, was die Bewerbung um Olympische Sommerspiele für Hamburg bedeuten würde. Vielleicht hätte man damals mehr über die Folgen einer Absage der Kandidatur reden sollen. Denn die werden jetzt, wenige Monate nach dem per Volksentscheid beschlossenen Aus, deutlich. Die Sportstadt Hamburg, behutsam im Rahmen der sogenannten Dekadenstrategie aufgebaut, zerbröckelt. Die Themen, die wegen Olympia lange ganz vorn auf Hamburgs Agenda standen, interessieren immer weniger in Politik, Gesellschaft und, beinahe am wichtigsten, in der Wirtschaft.

Es begann mit dem Ende der HSV-Handballer, einst die beste Mannschaft Europas, ging weiter mit der fehlenden Finanzierung für die Bundesliga-Volleyballerinnen vom VT Aurubis und setzt sich nun fort mit dem vermutlichen Aus für das Radrennen Cyclassics und – gestern verkündet – dem Rückzug der Hamburg Freezers aus der Deutschen Eishockey Liga.

Viel schlimmer könnte es für eine Metropole, die Olympiastadt sein und Sportstadt bleiben wollte, nicht kommen. Dagegen ist die durchmischte Bundesliga-Saison der HSV-Fußballer, die nach zwei Relegationsteilnahmen in Folge diesmal den Klassenerhalt in der regulären Spielzeit geschafft haben, fast schon ein Erfolg.

Sport verliert gegen die Kultur

Das alles ist bitter, und das alles wäre mit großer Wahrscheinlichkeit nicht passiert, wenn Hamburg noch den Status eines Olympia-Kandidaten hätte. Hat es aber nicht, und deshalb werden die schlimmsten Befürchtungen der Verantwortlichen in Sportvereinen und -verbänden wahr. So viele Vorteile eine Bewerbung um die Spiele für sie gehabt hätte, mit so vielen Nachteilen müssen sie jetzt leben.

Der Sport, so sieht es aus, wird das lange währende Duell mit der Kultur verlieren. Die Aufmerksamkeit wird sich mit jedem Tag, den die Eröffnung der Elbphilharmonie näher rückt, weiter in Richtung Musik und Kunst verschieben – und damit auch die Be­reitschaft von Sponsoren, sich dort zu engagieren. Nichts ist nämlich erfolgreicher als der Erfolg.

Der Sport, gerade in der Spitze, wird dagegen in den kommenden Jahren vor allem von einigen Mäzenen abhängig sein, mit all den Risiken, die damit verbunden sind. Die HSV-Handballer haben den mit einem einzigen starken Geldgeber verbundenen Aufstieg und Fall schon erlebt. Den HSV-Fußballern möge dieses Schicksal erspart bleiben. Doch seien wir ehrlich: Wo stünde der Verein, wenn es den alles in allem dann eben doch recht großzügigen Investor Klaus-Michael Kühne nicht gäbe? Wäre ohne ihn in den vergangenen Jahren erstklassiger Fußball in Hamburg überhaupt finanzierbar gewesen? Die Fragen sind weitgehend rhetorisch.

Freezers-Aus für alle überraschend

Wie groß die Bedeutung einzelner Geldgeber ist, zeigt sich ebenfalls an den Hamburg Freezers. Wenn es eine Mannschaft gegeben hat, deren Rückzug nun wirklich nicht zu erwarten war, dann sind es die Freezers gewesen: eine volle Halle bei den Heimspielen, Top-Stimmung, in der Regel gute bis sehr gute sportliche Leistungen – Eishockey auf höchstem Niveau schien in Hamburg gesetzt.

Aber auch bei den Freezers hing alles von einem Investor ab, der amerikanischen Anschutz-Gruppe. Wie man hört, haben einige Verantwort­liche in Hamburg von dem Aus auch erst gestern erfahren – und waren genauso überrascht wie alle anderen.

Hamburg verabschiedet sich von der Idee, eine Sportstadt zu sein. Wenn man sieht, wie schnell die sportlichen Leuchttürme der Vergangenheit einstürzen, bekommt man das Gefühl, dass es vielleicht nie wirklich eine war.