Die Bezirke irren, wenn sie nur Geld und neue Leute fordern.

    Es ist zehn Jahre her, da blamierten sich Hamburgs Bezirke bis auf die Knochen. Der damalige, dem Radverkehr nicht besonders verbundene CDU-Senat hatte für die Sanierung maroder Radwege drei Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Abgefordert aber hatten die Bezirke kümmerliche 45.000 Euro – also 1,5 Prozent. Diese Summe ging allein auf Mitte zurück, alle anderen Bezirke verzichteten aus Inkompetenz, Unwissenheit, Desinteresse auf jeden Cent. Es mangele an Personal, hieß es damals zur Entschuldigung. Dabei wussten einige Verantwortliche damals nicht einmal von dem Sonderfonds, der in allen Zeitungen gefeiert worden war.

    Wer diese Vorgeschichte mitbringt, sollte etwas leiser klagen. Die Bezirke aber monieren im „Bündnis für den Radverkehr“, es fehle an Geld wie an Personal. Nun sollte man nicht über viele engagierte und kreative Behördenmitarbeiter den Stab brechen, die ihr Möglichstes tun, um das voranzubringen. Aber die ständige Leier von mangelnden Mitteln, die die Politik allzu gern anstimmt, klingt in diesem Fall schräg. Es drängt sich der Eindruck auf, hier gehe es um vorsorgliche Entschuldigung gegen mögliche Kritik – und eine Verschiebung des Schwarzen Peters getreu dem Motto: „Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich auch gewollt.“

    Doch andersherum wird ein Schuh draus. Wer wirklich will, kann auch. Um den Radverkehr voranzubringen, bedarf es eben nicht nur des Gelds und des Personals, sondern vor allem des Willens zur Verkehrswende. Gute Ideen und Pragmatismus sind dabei von zentraler Bedeutung. Auf Nebenstraßen etwa sind keinerlei Baumaßnahmen nötig, um den Verkehr zu entschleunigen und sicherer zu machen. Dafür reicht etwas Farbe. Schon das Entfernen der Mittelmarkierung verengt eine Straße und macht sie radlerfreundlich. Eine veränderte Ampelschaltung kostet ebenfalls kaum etwas, genauso wenig wie die Öffnung weiterer Einbahnstraßen. Ein konsequentes Abzetteln von Autos, die Radwege zuparken, könnte sogar Geld einbringen. Und auch das gehört zu einer fahrradfreundlichen Stadt: Regeln und Rücksicht. Wenn die Polizei konsequent gegen Rad-Rambos vorgeht, nützt das allen. Und zahlt sich doppelt aus.

    Seite 12 Bezirke bremsen Radverkehr aus