Die Sanierung des Museums ist ein herausragendes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement

    Den Hinweis darauf, dass es in Hamburg zumindest ein Kulturprojekt gibt, bei dem es zeitweise nicht so reibungslos und planvoll ablief wie bei der jetzt termingerecht und mit glücklicher Hand vollendeten Modernisierung der Kunsthalle, konnte sich Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) mit Seitenblick auf die Elbphilharmonie dann doch nicht verkneifen. Dabei gehörte der Presserundgang am Donnerstag durch das komplett erneuerte Museum am Glockengießerwall gewiss zu den angenehmen Terminen des Stadtoberhaupts.

    Denn hier zeigte sich wieder einmal, was in Hamburg möglich ist, wenn bürgerschaftliches Engagement und politisches Handeln harmonisch zusammenwirken: Ausgangspunkt war die generöse 15-Millionen-Euro-Spende des Unternehmerehepaares Dorit und Alexander Otto für eine Frischzellenkur der Kunsthalle, die diese zudem noch als Sachleistung gewährten. Damit lagen die Unwägbarkeiten, die mit einem solchen Bauprojekt zwangsläufig verbunden sind, auch noch auf der Seite des Spenders.

    Angesichts einer solchen Großzügigkeit ließ sich auch die Stadt nicht lumpen und finanzierte mit vier Millionen Euro das zentrale Gemälde- und Skulpturendepot und mit weiteren drei Millionen Euro die Neugestaltung der Außenanlagen und die barrierefreie Anbindung an die Alster. Damit wird die Kunsthalle von ihrer bisherigen Insellage befreit und aus einer Randlage mitten ins Zentrum der Stadt gerückt. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist auch die Reaktivierung des historischen Haupteingangs im 1869 vollendeten Gründungsbau, der sich nun wieder zur Alster hin öffnet und dank des gläsernen Foyers stärker in die Stadt ausstrahlen wird.

    Wer die erneuerte Kunsthalle von Sonnabend an wieder besucht, wird erstaunt zur Kenntnis nehmen, was dort zwar schon immer vorhanden war, aber vielfach nicht richtig zur Geltung kam. Das betrifft etwa das wiedergewonnene Foyer, unter dessen schäbigem Linoleum wieder der prächtige Terrazzo-Boden von 1869 zum Vorschein kam – trotz der vielen historischen Details mutet es durchaus heutig an und wirkt mit den großzügigen Servicebereichen und einem neu gewonnenen Veranstaltungssaal überaus einladend.

    Überraschend aber ist vor allem die Neupräsentation der Sammlung, für die sogar noch 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche hinzugewonnen werden konnten. Licht, Luft und Mut zur Farbe sind die Stichworte, die das neue Ausstellungskonzept bestimmen. Damit gelingt sogar das Kunststück, dass man vertraute Bilder auf einmal völlig neu erleben kann. Auf die in vielen Museen grassierende Mode, Epochen munter zu mischen, hat der scheidende Direktor Hubertus Gaßner glücklicherweise verzichtet. Stattdessen gibt es einen sehr stimmigen Rundgang durch mehr als 700 Jahre Kunstgeschichte in Themenräumen, die hin und wieder auch Korrespondenzen über die Epoche hinweg ermöglichen. Auch die knarzenden Fußböden und die schwer erträgliche Akustik gehören der Vergangenheit an, jetzt wirken die mit aufwendigem Schallschutz ausgestatteten Säle mit dem Parkett aus geräucherter Eiche so edel wie in den berühmten Museen der Welt. Von den 15 Millionen Euro, so gab Alexander Otto zu Protokoll, seien nur vier Millionen zu sehen, der große Rest floss in Bereiche, die der Besucher zwar wohltuend spürt, aber nicht unmittelbar vor Augen hat.

    Und damit möglichst viele Menschen die Gelegenheit haben, Hamburgs erneuertes Schatzhaus der Kunst selbst zu erleben, wird Alexander Ottos ECE den ganzen Mai über den kostenlosen Eintritt finanzieren. Ein solches Geschenk sollte man mit Freude annehmen und ausgiebig genießen!