Aus Bruno Labbadias „Weg der kleinen Schritte“ ist in der Rückrunde ein Weg der kleinen Rückschritte geworden.

Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Und besondere Anlässe erfordern besondere Erwähnungen. Dass ein Trainer beim HSV sein Einjähriges feiert, ist definitiv ein besonders erwähnenswerter Anlass. Schließlich ist dieses Kunststück in den vergangenen sieben Jahren mit Thorsten Fink nur einem von 13 (!) Trainern gelungen. Bruno Labbadia, am Freitag genau ein Jahr im Amt, verspürt deswegen aber keinen Anlass zum Feiern.

Es war sowohl eine besondere Situation als auch eine besondere Maßnahme, als Labbadia im April 2015 den HSV übernahm und den Verein mit einem wahren Kraftakt vor dem erstmaligen Abstieg rettete. Als rastloser Arbeiter ist es ihm seitdem gelungen, dem Verein wieder ein Gesicht des Aufbruchs zu verleihen und die Mannschaft zu stabilisieren. Labbadia ist der Mann für alles. Er stellt sich in jeder Situation. Er geht voran.

Zur Wahrheit der Einjahresanalyse gehört aber auch, dass es sportlich zuletzt kaum mehr voranging. Aus Labbadias „Weg der kleinen Schritte“ ist in der Rückrunde ein Weg der kleinen Rückschritte geworden. Konstant ist der HSV nur in der Inkonstanz. Für sein zweites Jahr brauchen Labbadia und sein Team daher vor allem eins: mehr Mut. Mut, auf Spieler zu verzichten, die in ihrer Entwicklung stagnieren. Mut, die Mannschaft endlich zu verjüngen. Mut, die jungen Spieler auch konsequent einzusetzen. Die Grundlage für diesen Schritt hat Labbadia gelegt. Es liegt an ihm, ob es in einem Jahr einen besonderen Anlass für eine besondere Feier gibt.