Im Kampf gegen Einbrecher liegt Hamburg zurück. Im Süden sind mehr Polizisten im Einsatz

Das Risiko, in Hamburg Opfer von Einbrechern zu werden, ist mehr als sechsmal so hoch wie in München. Es sind beeindruckende Zahlen, die der Vergleich der Einbruchsstatistiken der zehn größten deutschen Städte ergibt. 510 dieser Straftaten pro 100.000 Einwohner hat die Polizei 2015 in Hamburg gezählt. In der bayerischen Landeshauptstadt kommt man auf 77.

Zwar ist Hamburg, anders als um die Jahrtausendwende, keine Hauptstadt des Verbrechens mehr. Doch bei allen Kriterien, die Aufschluss über das Ausmaß der Einbruchsgefahr geben, liegt die Hansestadt weit hinten. Das gilt für die Zunahme der Taten, für die Aufklärungsquote sowie für das Einbruchsrisiko. Das Maß aller Dinge scheint im Süden zu liegen. In München nahm die Zahl der Einbrüche um gut 22 Prozent ab, in Hamburg um mehr als 20 Prozent zu. Stuttgart (24,7 Prozent weniger Einbrüche) gibt die Aufklärungsquote mit 28 Prozent an – in Hamburg beträgt sie 8,7 Prozent.

Tatsächlich sind sich Kriminalitätsexperten darüber einig, dass die vergleichsweise guten Zahlen aus Bayern und Baden-Württemberg in erster Linie mit dem Einsatz von Personal zu tun haben. Für Hamburg heißt das: Weniger Beamte müssen mehr Einbruchsfälle bearbeiten als ihre Kollegen im Süden. Seit jeher setzten die Polizeien dieser Länder schwerpunktmäßig Beamte zur Verfolgung von Einbrechern sowie zur Vermeidung dieser Taten ein. Der Erfolg gibt ihnen recht.

Wie wichtig die Personalstärke ist, kann man auch an einem Hamburger Beispiel ablesen. Im vergangenen Sommer hat die Soko „Castle“ mit 100 Beamten ihre Arbeit aufgenommen. Und das mit Erfolg. Die Aufklärungsquote dieser Einheit liegt bei mehr als 50 Prozent. Der Fahndungsdruck ist sogar derart hoch, dass Banden die Stadt offenbar zu meiden beginnen. Im Umland stieg die Zahl der Einbrüche seit dem Sommer um 40 Prozent. Fahndungsdruck führt zu Verdrängung. Die Täter gehen dorthin, wo sie glauben, ungestört „arbeiten“ zu können.

Ein weiterer Grund für das Nord-Süd-Gefälle in der Einbruchsstatistik könnte aber auch ein ganz banaler sein: die unterschiedliche Auswertung der Taten. „Einige Länder sind bei den Erfassungsmodalitäten sehr kreativ“, sagt etwa André Schulz, Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter. So ordnet man in Bayern – anders als in Hamburg – einem gefassten Täter häufig mehrere Taten in der Statistik zu. Das macht sich gut in der Aufklärungsquote. Ob dies vor Gericht standhält, weist die Statistik aber nicht aus. Nun darf das nicht zur Folge haben, dass Hamburg seinerseits die Zahlen frisiert. Stattdessen muss ein bundeseinheitlicher Standard her.

Dazu gehört auch, dass polizeiliche, staatsanwaltliche und gerichtliche Ergebnisse miteinander verknüpft werden. Nur auf diese Weise kann man den Erfolg oder Misserfolg von Strafverfolgern und Richtern bewerten. Das gilt im Übrigen nicht nur für den Einbruch, sondern für alle Straftaten.

Dennoch ist es bemerkenswert, dass die seit Jahren steigenden Einbruchszahlen offenbar keinen durchschlagenden Einfluss auf das Sicherheitsempfinden der Hamburger zu haben scheinen. Laut der jüngsten NDR-Umfrage fühlen sich 78 Prozent der Hamburger sicher oder sehr sicher. Das mag dem Umstand geschuldet sein, dass 2015 gerade mal bei 0,5 Prozent aller Hamburger überhaupt eingebrochen wurde. Auf diese Zahl sollte sich der rot-grüne Senat aber nicht verlassen. Denn subjektives Sicherheitsempfinden hat nichts mit tatsächlicher Sicherheit zu tun. Wie schnell das kippen und welche Folgen das haben kann, war bei der Bürgerschaftswahl 2001 eindrucksvoll zu sehen – Abwahl von Rot-Grün, 19,4 Prozent für die Schill-Partei.

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