Vorbild Hamburg Towers: Der Basketball-Zweitligaclub bietet die ganze Palette, von der Sozial- über die Jugendarbeit bis zum Profiteam.

Niederlagen seien die besten Lehrmeister, behaupten Trainer und Sportler gern nach solchen, um diesen doch noch Positives abzugewinnen. Lernen muss jetzt vor allem der Hamburger Sport. Mit der Olympia-Absage der Bevölkerung hat er eine herbe Schlappe erlitten. Der Nachhall der historischen Pleite ist bis heute im Rathaus und in der benachbarten Handelskammer zu hören. Mit Olympia wäre einiges einfacher geworden, heißt es hier wie dort, was wohl bedeutet: Wir können derzeit nicht mehr viel für euch tun. Mit den Handballern des HSV Hamburg und dem Frauenvolleyballteam Aurubis stellten nach hausgemachten Problemen zudem zwei Big Player ihren erstklassigen Spielbetrieb ein, weil der nicht mehr zu bezahlen war.

Ein „Weiter so“ kann es also nicht geben. Und das ist auch gut so. Sport, Politik und Wirtschaft müssen ihre Zusammenarbeit neu definieren. Das sollte niemanden schrecken, schließlich ist ein möglicher Weg aus der Krise längst aufgezeigt: der Hamburger Weg. Diese Initiative des HSV hat sich in den vergangenen mehr als zehn Jahren als Erfolgsmodell erwiesen. Hiesige Unternehmen sponsern nicht nur die Bundesligafußballer, ein Teil der Gelder fließt in soziale Projekte. Dass dieser Beitrag bei einem Elftel der Gesamtsumme lag, war vielen Firmen anfangs nicht bewusst, mit der Überführung des Projekts in eine Stiftung herrscht nun größere Transparenz.

Corporate Social Responsibility (CSR) ist eine nachhaltige Unternehmenssphilosophie, die Betriebe erdet, sie ermutigt, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, auch dorthin zu gehen, wo es mal wehtut. CSR könnte zur Steilvorschlage für den Sport werden, denn es bedurfte nicht erst der Herausforderungen der Flüchtlingsströme, um zu erkennen, wer in dieser Stadt – getragen von großem ehrenamtlichen Engagement – an erster Stelle Sozialarbeit leistet. Das sind Hamburgs Sportvereine.

Honoriert wird das bislang schlecht bis gar nicht. Die Stadt will den nächsten Sportfördervertrag mit dem Hamburger Sportbund (HSB) für die Jahre 2017 und 2018 finanziell nicht besser ausstatten als den vergangenen für 2015/2016. Weil dem Sport weiter die politische Lobby fehlt und der HSB (578.672 Mitgliedschaften in 817 Vereinen) als mit Abstand größte Personenorganisation der Stadt immer noch nicht kampagnenfähig zu sein scheint, dürfte es auch so kommen.

Vereine und Verbände sind deshalb gefordert, andere Lösungen zu finden. Und die gibt es. Der Basketball-Zweitligaclub Hamburg Towers könnte dafür zur Blaupause werden. Von der Sozialarbeit im Stadtteil Wilhelmsburg über Lebens- und Lernhilfen für Schüler (Learn4life), einer Schulkooperation mit dem Energieversorger Vattenfall, gezielter Nachwuchsförderung bis hin zum Profiteam blättern die Towers den gesamten Leistungskatalog auf, den der Vereinssport bietet. Dafür haben sie bundesweit Preise gewonnen, das Interesse kleiner und großer Firmen geweckt.

Nicht zufällig ist die Kupferhütte Aurubis AG beim Bundesligavolleyball in Fischbek aus- und eine Ecke weiter bei den Towers in die Jugendarbeit eingestiegen. Dass breites unternehmerisches Engagement wahrgenommen werden kann, im Sport wie im Sozialen, dafür bieten in Hamburg die Towers die ideale Plattform. Über die mediale Aufmerksamkeit, die das Profiteam inzwischen generiert, können jetzt auch Inhalte kommuniziert werden, die früher im Verborgenen blühten. Das unterscheidet den Club von der Konkurrenz und sollte ihm im Wettbewerb um Geldgeber Vorteile verschaffen.

Es ist diese Marktlücke, dieser Mix aus Breiten-, Spitzensport und Sozialarbeit, der den Towers gute Argumente in die Hände spielt, ihnen die Chance einer kontinuierlichen Entwicklung eröffnet, sie nicht zwingt, um jeden Preis in die Bundesliga aufzusteigen. Sollten sich andere Clubs die Basketballer zum Vermarktungsvorbild nehmen, könnte es um den Hamburger Spitzensport bald besser bestellt sein, als nach dem Olympia-Aus vermutet werden musste.