Durch den Abriss der City-Höfe demontiert der Senat nicht nur den Denkmalschutz, sondern auch sich selbst. Woher soll künftig das Vertrauen der Bürger in die Regierungsvertreter kommen, wenn die sich – nachdem sie sich pro forma kurz gewunden haben – letztlich doch über ihre eigenen Gesetze hinwegsetzen? Wie kann man stolz behaupten, Hamburger zu sein, wenn Regierung und Oberbaudirektor so autokratisch handeln wie in einer Bananenrepublik?
Da ist der fragwürdige Formfehler, der zu dem Ausschluss des einzigen Wettbewerbteilnehmers führte, der sich für den Erhalt und die Sanierung der City-Höfe ausgesprochen und in dem Verfahren die höchste Punktzahl erreicht hat. Da ist die Tatsache, dass im Stadtentwicklungsausschuss, dessen Beschluss Grundlage für die Abstimmung gestern Abend war, sowohl Kultursenatorin Barbara Kisseler fehlte (die ja von Amts wegen Schirmherrin des Denkmalschutzes ist) als auch eine Begründung, warum der Denkmalschutz für das Gebäude eigentlich aufgehoben werden darf.
Zudem setzen der rot-grüne Senat und Oberbaudirektor Jörn Walter wissentlich den Status als Weltkulturerbe-Stadt aufs Spiel und gefährden damit Hamburgs Ruf. Ein Denkmal in unmittelbarer Nachbarschaft zu Speicherstadt und Kontorhausviertel abzureißen und den Protest der Fachwelt zu ignorieren wird weltweit zu negativer Aufmerksamkeit führen.
Die Hamburger – besonders diejenigen, die gegen das blindwütige Abreißen in dieser Stadt sind – werden durch dieses Verhalten für dumm verkauft. Doch wer weiß: Vielleicht gucken am Ende die Abrissbefürworter dumm aus der Wäsche. Denn ein Neubau könnte die Ecke erst recht verschandeln. Mit dem Entwurf von Aug. Prien kauft man die Katze im Sack. Natürlich gibt es hier noch Gestaltungsspielraum. Das kann, wird aber wahrscheinlich nicht zu einer Verschönerung führen. Die massiven Gebäuderiegel, die in der letzten Zeit unter Ausnutzung der maximalen Geschossfläche entstanden sind, lassen Schlimmes befürchten.
Unbestritten sind die City-Höfe in ihrer jetzigen Erscheinungsform kein schöner Anblick. Dass man sie aber hübsch zurechtmachen kann, zeigt der ausgebootete Entwurf von Volkwin Marg. Auch der macht aus den Hochhäusern kein architektonisches Juwel. Aber eine Sanierung zuzulassen wäre ein Zeichen dafür, dass die Stadt zu ihrer gebauten Geschichte steht. Und das wäre anerkennenswert gewesen.