Hamburg reagiert auf die demografische Entwicklung.

Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, wie beschwerlich es im Alter sein kann, seine Arztbesuche zu koordinieren. Zumindest dann nicht, wenn man selbst jung und bei einigermaßen guter Gesundheit ist. Dabei wird die Zeit kommen. Eine Tatsache, die man gern verdrängt. Es ist eine Binsenweisheit, aber so ist es nun mal: Wir werden älter – und es gibt immer mehr ­Senioren.

Nun soll künftig in jedem Hamburger Bezirk ein sogenanntes Zentrum für Altersmedizin entstehen. Hier bekommen Betroffene Hilfe aus einer Hand. Alte Patienten müssen also nicht mehr in verschiedenen Stadtteilen ihre Fachärzte für Diabetes, Bluthochdruck oder Demenz aufsuchen. Die Gefahr, dass Medikamente nicht aufeinander abgestimmt werden, verringert sich. Termine und Therapien können besser miteinander verknüpft werden. Wer selbst nicht dazu imstande ist, weil die Einschränkungen zu stark sind oder Angehörige fehlen, der landet bislang meist stationär im Krankenhaus. Das große Ziel von der rot-grünen Landesregierung: Alte Menschen sollen möglichst in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.

Insofern sind diese Kompetenzzentren der richtige Weg. Doch dazu gehört auch die Möglichkeit, altersgerecht in seinen eigenen vier Wänden zu leben. Zwar passiert derzeit viel im Wohnungsneubau. Es gibt Förderungen für barrierearme und -freie Wohnungen. Das ist eine gute Investition für die Zukunft. Die große Herausforderung ist aber, für diejenigen zu sorgen, die aktuell in ihrer Wohnung oder ihrem Haus leben, in dem etwa der Rollstuhl nicht durch die Badtür passt. Bei der Förderung des barrierefreien Umbaus von bestehenden Wohnungen gibt es Nachholbedarf.

Den größten Nachholbedarf gibt es jedoch in unseren Köpfen. Das Älterwerden darf nicht allein an Krankenhäuser delegiert werden. Mehr Geduld und Respekt würden schon helfen, wenn es wegen eines Seniors an der Supermarktkasse oder am Bankschalter einmal länger dauert. Arbeitgeber sind gefragt, wenn Mitarbeiter flexibler arbeiten wollen, damit sie sich um die Eltern kümmern können. Das mag pathetisch klingen, aber am Ende betrifft es uns eben alle.