Der neue Bundesverkehrswegeplan bietet Hamburg und der Metropolregion viele Chancen

Hamburg und seine Metropolregion sind bei dem neuen Bundesverkehrswegeplan, den Bundesminister Alexander Dobrindt am Mittwoch in Berlin vorstellte, gut wegkommen. Auch wenn jedes einzelne Verkehrsprojekt noch mit Bürgern diskutiert und in ein Gesetz gegossen werden muss, so können die norddeutschen Verkehrspolitiker erst einmal aufatmen.

Mit besonderem Wohlwollen dürfte die Wirtschaft die Berliner Pläne zur Kenntnis nehmen. Auch wenn vor allem der Ausbau der Autobahn 7 südlich des Elbtunnels und die Errichtung der Hafenquerspange A 26 die kommenden Jahre für reichlich Behinderungen sorgen werden, so sind doch die Aussichten formidabel.

Das betrifft vor allem die seit Langem geforderte Hafenquerspange. Sie wird die Erreichbarkeit von Hamburgs wirtschaftlichem Herz, seinem Hafen, deutlich verbessern. Hinzu kommt die Entlastung der Bundesstraße 73 im Bereich Harburg, wenn die Verkehre zukünftig auf die neue Autobahntrasse ausweichen können.

Der Fokus der Verkehrspolitiker wird bis 2030 also auf den Süden Hamburgs gerichtet sein. Das ist nur konsequent, da die aktuellen Bauarbeiten an der A 7 nördlich des Elbtunnels mit der Errichtung von drei Lärmschutztunneln spätestens Mitte der 20er-Jahre beendet sein werden. Die ebenfalls im neuen Bundesverkehrswegeplan verankerte Erweiterung der A 23 von vier auf sechs Spuren zwischen Eidelstedt und Tornesch bildet einen sinnvollen Abschluss.

Wie wichtig diese Straßenbauprojekte sind, belegen beeindruckende Zahlen. Täglich passieren im Schnitt 110.000 Fahrzeuge Elbtunnel und Elbbrücken. Das Autobahnteilstück zwischen Stellingen und dem Kreuz Nordwest zählt mit bis zu 160.000 Fahrzeugen am Tag zu den meistbefahrenen Autobahnstrecken Deutschlands.

In den kommenden 20 Jahren rechnen Verkehrsexperten mit stetigem Wachstum der Verkehre. Wer regelmäßig Nordeuropa bereist, ist ob des atemberaubenden Tempos erstaunt, mit dem vor allem Norwegen und Schweden ihre Infrastruktur ausbauen. Wenn in der ersten Hälfte des kommenden Jahrzehnts die Fehmarnbeltquerung fertig sein wird, wird sich das nachhaltig auf Hamburg auswirken.

Dazu gehört selbstverständlich, dass andere Verkehrsträger wie die Eisenbahn eine größere Rolle übernehmen müssen. Ein erheblicher Teil des Lkw-Verkehrs ist Durchgangsverkehr, und es fragt sich, ob bereits alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, Laster auf die Schiene zu bringen.

Der Entwurf des Bundesverkehrswegeplans sieht nun die Elektrifizierung östlich gelegener Eisenbahnstrecken von Uelzen über Magdeburg bis tief nach Bayern hinein vor. Für Hamburgs Hafen ist diese sogenannte Hinterlandanbindung von großer Bedeutung. Schließlich gilt Hamburg vor allem für viele Staaten Osteuropas als das Tor zur Welt.

Zur Wahrheit gehört auch, dass an einer weiteren Elbquerung kein Weg vorbeiführt. Insofern ist die Einstufung des Weiterbaus der A 20 zum vordringlichen Bedarf ein wichtiger Schritt. Dass zudem die A 21 von Bargteheide bis zur A 24 verlängert werden soll, lässt Hoffnungen für eine weitere Elbquerung östlich von Hamburg aufleben.

Sicher, das ist Zukunftsmusik. Allerdings kann man dank in Dänemark errichteter Brücken schon jetzt trockenen Fußes vom Nordkap bis zum europäischen Festland gelangen. Die deutsche Verkehrspolitik muss verhindern, dass man dann vor dem Elbtunnel im Stau steht. Hamburg ist dabei gut aufgestellt. Dass die Stadt dieses Mal von den Planern in Berlin so bedacht wurde, hat auch mit der guten Vorbereitung von Verkehrsprojekten zu tun.