Eigentlich sollte es die Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin schon lange nicht mehr geben. 2007 ins Leben gerufen, um die zweifelhafte Vergangenheit des Instituts unter dessen ehemaligen Professoren Joseph Keul und Armin Klümper aufzuarbeiten, sollte bis 2012 ein Abschlussbericht erarbeitet werden. Obwohl der bis heute nicht vorliegt, gibt es die Kommission faktisch nicht mehr. Fünf ihrer sechs Mitglieder haben ihren Rücktritt erklärt, weil sie die garantierte Unabhängigkeit ihrer Arbeit nicht gewährleistet sahen. Sie hatten gefordert, sich auch ohne Rücksprache mit der Universitätsleitung öffentlich äußern zu dürfen und Ermittlungsergebnisse nicht prinzipiell vertraulich behandeln zu müssen.
Für die Aufarbeitung der west- und gesamtdeutschen Doping-Vergangenheit ist das ein schwerer Rückschlag. Und es zeigt, dass der Kampf gegen den Sportbetrug auch im selbst ernannten Aufklärerland Deutschland noch immer einer großen Portion Widerstandsfähigkeit bedarf. Schon die Urheber der Universitätsstudie „Doping in Deutschland von 1950 bis heute“ sahen sich Behinderungen und Diffamierungen sogar durch führende Vertreter des Deutschen Olympischen Sportbundes ausgesetzt.
Immerhin: Das im November beschlossene Anti-Doping-Gesetz ist ein indirektes Ergebnis der Untersuchung. Ohne politischen Druck wird sich wohl auch das systematische Doping in Freiburg nicht vollständig aufklären lassen. Die Forschungsstelle zu Sportmedizin und Doping, die die Universität nun einrichten will, wird dies kaum leisten.