Wieder sind erhaltenswerte Gebäude vom Abriss bedroht

Es ist ein Filetgrundstück: das Commerzbank-Gelände am Neß, mit dem imposanten hellen Altbau und dem grauen Hochhaus daneben. Aus Investorensicht, weil man hier in erstklassiger Lage unter maximaler Flächenausnutzung einen Neubau errichten kann, der hohe Gewinne verspricht. Und aus Sicht des Denkmalvereins, weil sich hier mit dem historischen Commerzbank-Altbau ein prägendes Gebäude der Altstadt befindet: Mit der Patriotischen Gesellschaft nebenan, dem Globus- und dem Laeiszhof bildet er um die Trost-Brücke herum ein einmaliges Kontorhaus-Ensemble.

Bald wird man sagen: bildete. Denn das Denkmalschutzamt hielt diesen Umstand nicht für wichtig genug, um den Altbau unter Schutz zu stellen. Diesbezügliche Bemühungen des Denkmalvereins waren vergeblich – leider. Es habe zu viele Veränderungen an dem Gebäude gegeben, heißt es aus der Kulturbehörde. Die städtebauliche Bedeutung wurde dabei völlig ignoriert, obwohl auch dieser Aspekt laut Paragraf eins des Denkmalschutzge­setzes eine entscheidende Rolle spielt. Stattdessen wurde das in den 1960er-Jahren von Godber Nissen erbaute Hochhaus unter Schutz gestellt. Viele halten das für einen schlechten Witz.

Die Stadt scheint sich weder um den Erhalt des Denkmals zu scheren (zu dem sie gesetzlich verpflichtet ist!), noch um den des quartiersprägenden Altbaus. Gerade hat die Commerzbank das Grundstück für 70 Millionen Euro verkauft. Man kann wohl davon ausgehen, dass der neue Eigentümer vorher Signale der Stadt erhalten hat, die ihm die Abrissgenehmigung in Aussicht gestellt haben. Denn: 70 Millionen Euro für ein 50 Jahre altes Hochhaus ohne Neubauperspektiven wären ein verdammt schlechtes Geschäft.

Wie bei den City-Hochhäusern ist zu befürchten, dass alle Einwände, die gegen einen Abriss sprechen, beiseite gewischt werden. Dass keine öffentliche Diskussion geführt, sondern hinter verschlossenen Türen entschieden wird. Diese Intransparenz ist verdächtig. Und: Wer so mit Denkmalschutz umgeht, kann sich ein entsprechendes Gesetz gleich sparen. Denn wenn immer wieder der Eindruck entsteht, dass Investoren das Denkmalschutzgesetz aushebeln können, wird es zur Farce.