HSV-Reporter Kai Schiller über das Verhalten des Ingolstädter Trainers beim 1:1 gegen den Hamburger SV.

Wer glaubt, dass 93 Minuten nahezu ohne Fußball kaum ausreichend Gesprächsthemen bereithalten könnten, der hat vermutlich keine Ahnung von Fußball. Es wurde an diesem Wochenende zwar kein Fußball in Hamburg geboten, darüber reden, schreiben und streiten kann man aber trotzdem ganz vorzüglich. Zum Beispiel über den mehrfachen Vorwurf einiger HSV-Profis, dass die giftigen Ingolstädter ein wirkliches Spiel gar nicht zugelassen hätten. Das kann man arrogant finden – allerdings auch nur dann, wenn man die ebenso deutlich artikulierte Selbstkritik ignoriert. Das ist dann nicht mehr arrogant, sondern böswillig.

Nicht böswillig und auch nicht arrogant, sondern ganz einfach nervig war es, was Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl während des Spiels an der Linie veranstaltete. Eine Woche nach der durch Leverkusens Coach Roger Schmidt ausgelösten Diskussion über einen angemessenen Umgang zwischen Trainern und Schiedsrichtern war es am Sonnabend der Österreicher, der das Thema neu belebte. Kein Pfiff, den der Fußballlehrer nicht mit rudernden Armen, abfälligen Gesten oder einfach mit lautem Pöbeln kommentierte. Es sei nun mal ein emotionales Spiel gewesen, sagte Hasenhüttl nach der Partie und meinte, dass doch alles im Rahmen gewesen wäre.

Doch damit irrte Hasenhüttl. Denn so sehr man die herausragende Arbeit des Trainers mit seiner Mannschaft zwischen den Spielen anerkennen muss, so sehr darf man sein Dauermotzen während des Spiels verurteilen. Nicht, weil Hasenhüttl wie Leverkusens Schmidt einen Platzverweis verweigerte. Auch nicht, weil Hasenhüttl für den enttäuschenden HSV-Auftritt verantwortlich gemacht werden konnte. Sehr wohl aber, weil Hasenhüttls Dauerkritik ganz einfach – Vorsicht! Wiederholung! – nervt. Doch darüber lässt sich ja trefflich streiten.