Betreuung der Flüchtlinge in Hamburg weist noch Mängel auf

Es herrscht ein merkwürdiges Gefühl, eine Unsicherheit, nun schon seit einigen Wochen. Seitdem das zehn Monate alte syrische Mädchen Rana in Hamburg starb, fragen sich auch viele Mitarbeiter in den Unterkünften, ob wirklich für die Gesundheit aller Flüchtlinge gesorgt ist oder doch ein Fehler im System steckt. Die ehrliche Antwort lautet, dass es keine Garantie geben kann. Aber nach dem Fall wird umso wichtiger, dass alle Stellen achtsam sind, den Überblick behalten.

Mit der Umstrukturierung der medizinischen Versorgung hat der Senat dazu einen wichtigen Schritt gemacht. Wo vorher auch private Dienstleister von zweifelhaftem Ruf wirkten, ist unter Führung des Gesundheitsamtes Altona eine funktionierende Koordination entstanden. Auch auf die Anzahl der Sprechstunden in den Unterkünften kann die Behörde verweisen. Die Flüchtlinge in anderen Bundesländern haben nicht annähernd so viele Ärzte in Reichweite.

In wichtigen Details sieht man dem System aber seinen eiligen Aufbau noch immer allzu deutlich an. Viele Familien sind seit Monaten krankenversichert – auch die Eltern von Rana S. –, doch ihnen fehlt die entsprechende Chipkarte, um davon außerhalb der Unterkunft Gebrauch zu machen. Zum Teil wurden Kinderarzt-Sprechstunden eingerichtet, doch nicht alle Bewohner darüber informiert. In vielen Unterkünften gibt es Wartelisten und 24-Stunden-Gutscheine, doch manche Flüchtlinge können damit nichts anfangen. „Die Mentalität der Bewohner ist auch im Krankheitsfall anders als die deutsche Bürokratie, daran hapert es“, sagen erfahrene Ärzte.

Vor allem verdienen die Kinder in den Unterkünften eine stärkere Aufmerksamkeit. Die Freiwilligen und Mitarbeiter müssen noch immer für die grundlegende Dinge kämpfen, für genügend Obst und Fruchtsäfte, für Babynahrung und warme Kleidung, für einen Platz, an dem die Mütter ihren Kindern die Fertigmilch erwärmen können. Hier ist mehr Kompromissbereitschaft gefragt, statt sich hinter Vorgaben zu verschanzen. Alle Infektionen, und auch Todesfälle, wird die Stadt damit nicht verhindern können – aber ihrer Verantwortung besser gerecht werden.