Stadt muss bei Verteilung der Flüchtlingsklassen umsteuern.

Wer sich vor Augen führt, in wie kurzer Zeit die Beschulung von mittlerweile mehr als 6000 Flüchtlingskindern in Hamburg realisiert wurde, kommt nicht umhin anzuerkennen, dass vor allem Lehrer und alle an Schulen Tätigen Großes geleistet haben. Sicher, es gibt beklagenswerte Defizite. Dazu zählt in erster Linie, dass der rot-grüne Senat seinem löblichen selbst gesteckten Anspruch weit hinterherhinkt, allen Jungen und Mädchen in den Zentralen Erstaufnahmen, also in den ersten Monaten nach der Ankunft, bereits Deutschkurse anzubieten.

Da die Herausforderungen der Flüchtlingskrise schubartig Gestalt angenommen haben und weiter dynamisch wachsen, wird auch an Schulen nicht alles in kurzer Zeit funktionieren. Immerhin geht es unter anderem darum, geeignete Lehrkräfte zu finden.

Nun hat sich herausgestellt, dass es bei dem Unterricht für Flüchtlingskinder an den Regelschulen eine soziale Schieflage gibt. An Schulen in sozial belasteten Gegenden sind überproportional viele Flüchtlingsklassen eingerichtet, und einmal mehr übernehmen die Stadtteilschulen in viel größerem Umfang eine mit Problemen beladene Schülergruppe als die Gymnasien.

Das ist doppelt ärgerlich: Zum einen schultern die Stadtteilschulen schon jetzt die Hauptlast der Inklusion. Während es pädagogisch begründbar ist, dass Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf dort häufig besser aufgehoben sind als an Gymnasien unter deren Leistungsdruck, leuchtet diese Aufteilung bei Flüchtlingen nicht unmittelbar ein. Zweitens, und das darf man beklagen, werden sich wegen der großen Zahl von Flüchtlingsklassen noch mehr Eltern abhalten lassen, ihr Kind auf eine Stadtteilschule zu schicken. Der Sog zum Gymnasium kann sich also noch verstärken. Und das führt zu einer weiteren Schieflage.

Trotzdem ist Augenmaß bei der Reparatur dieser Fehlentwicklung angesagt. Zu bedenken ist, dass gerade Grund- und Stadtteilschulen schon länger Erfahrung mit dem Unterricht von Flüchtlingskindern haben. Also: Gymnasien dürfen kein Schonraum sein, und Flüchtlingsschüler sollten verstärkt auch an Schulen in sozial stabilen Stadtteilen unterrichtet werden, wo die Länge des Schulwegs dies erlaubt.

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