Es wird, aber: Es wird ja auch allerhöchste Zeit. „Wir machen das nicht nur der Schönheit der Künste wegen“, sagte Kultursenatorin Barbara Kisseler, und sowohl Generalmusikdirektor Kent Nagano als auch NDR-Chefdirigent Thomas Hengelbrock betonten unisono, wie sehr die zweite Ausgabe des Internationalen Musikfests das musikstädtische Potenzial Hamburgs zeige und vorzeige. Viel mehr noch als bei der eher willkürlichen Premiere 2014 zeichnet sich in diesem Programm ab, dass man sich grundlegendere Gedanken über selbst entworfene Inhalte gemacht hat, anstatt nur alles pauschal umzuetikettieren, was sich im Musikfest-Zeitraum abspielt und abspult. Knapp ein Jahr vor der Eröffnung der Elbphilharmonie tut sich offenbar dann doch zusammen, was zusammengehört. Früheren Musikfest-Versionen war so viel Rückenwind noch nicht vergönnt gewesen.
Nagano und Hengelbrock spielen sich geschickt die Bälle zu: Der eine startet mit der kompletten Matthäus-Passion, der andere wiederholt Teile daraus neben einer Opern-Rarität. Der Pianist Igor Levit geht mit Rzewskis Revolutionslied-Variationen „The People United ...“ nicht in die wohlfeile Laeiszhalle, sondern in die Fabrik, die immerhin noch eine entsprechende Patina hat. Vermeintliches Kassengift wie die „Überlebensmusik“-Abende dokumentieren die gesellschaftliche und moralische Kraft von Kultur und sollten zu Rennern werden. Es wird: spannend. Hoffentlich. Endlich.