An vielen Hamburger Schulen unterrichten Lehrer fachfremd
Ist das Fach Geschichte, sind Politik oder Geografie an den Hamburger Schulen nicht mehr so wichtig? Gerade jetzt, wo Flüchtlinge in großer Zahl nach Deutschland kommen, wo die Fundamente der westlichen Demokratien und deren Erhalt im Brennpunkt stehen? Wer die Zahlen zum fachfremd erteilten Unterricht im Lernbereich Gesellschaftswissenschaften vor allem an den Stadtteilschulen betrachtet, kann auf den Gedanken kommen, viele Schulen würden jetzt zwar dem Problem- und Angstfach Mathematik höchste Priorität einräumen, aber dafür Politik, Geschichte und Gesellschaft vernachlässigen.
An rund zwei Dritteln der 57 Hamburger Stadtteilschulen wird der Unterricht in diesen Fächern zum Teil von Lehrern gegeben, die dafür nicht ausgebildet worden sind. An einigen wenigen Standorten ist das sogar bei einem erheblichen Teil der Klassen der Stufen fünf bis zehn der Fall.
Grundsätzlich muss an allen Schulen gelten: Von der Sekundarstufe I an erteilen die entsprechenden Fachlehrer den Unterricht. Alles andere würde das an den staatlichen Schulen übliche Fachlehrerprinzip und mithin die Ausbildung an der Universität und im Referendariat ins Absurde führen.
Aber Unterrichtsplaner an Schulen müssen Lebenskünstler sein. Sie verlieren mal hier eine Kollegin wegen einer Schwangerschaft und dort einen Kollegen, der die Schule wechselt. Da heißt es dann, schnell zu improvisieren. Noch einschneidender sind die veränderten Herausforderungen, vor denen vor allem die Grund- und Stadtteilschulen heute stehen. Die Schüler einer Klasse haben zum Teil einen extrem unterschiedlichen Wissensstand, bisweilen Probleme mit der deutschen Sprache oder erleiden eine traumatische familiäre Situation.
Ob die Schule es will oder nicht: Sie ist die einzige Institution, die Zugang zu praktisch allen Kindern hat. Dass der Klassenlehrer als zentrale Bezugsperson sehr wichtig ist, gehört zu den gesicherten Erkenntnissen der jüngeren Pädagogik. Deswegen kann es sinnvoll sein, wenn der Klassenlehrer auch fachfremd die jüngeren Schüler etwa im Fach Gesellschaft unterrichtet. Nur sollten spätestens von Klasse sieben, acht an die Fachlehrer übernehmen.
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