Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt und „Cicero“
Christoph Schwennicke, Chefredakteur des „Cicero“, und Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend an dieser Stelle veröffentlichen.
Haider: Lieber Christoph, habe das Interview mit dem früheren Leiter des „Spiegel“-Hauptstadtbüros, Dirk Koch, im neuen „Cicero“ gelesen. Und fand Eure Fragen besser als seine Antworten. Dieses „früher war alles besser“ stimmte noch nie, und es stimmt auch im Journalismus nicht. Außer in einem Punkt: Das Selbstbewusstsein von Journalisten war früher ein anderes, ein besseres. Bei allem berechtigten Hinterfragen der eigenen Arbeit: Es gibt, um ein anderes Zitat aus Deinem Heft zu gebrauchen, „keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung“.
Schwennicke: Na ja, seinen Appell, mehr zu recherchieren und weniger schnell zu schreiben, finde ich schon bedenkenswert.
Haider: Das ist doch selbstverständlich. Und auch andere Chefredakteure geben längst die Losung aus: Lieber bin ich bei einer Nachricht der Zweite oder Dritte, als dass sie falsch ist. Findest du den Journalismus heute schlechter als früher?
Schwennicke: Nein. Aber diese Mannschaftsleistungen haben nachgelassen, von denen Koch spricht. Er nennt das „kooperativen Journalismus“. Heute geht es mehr um die eigene Autorenzeile, weniger um Teamleistung. Da täte manchmal etwas mehr Teamgeist und weniger Eitelkeit gut.
Haider: Ich finde, die Eitelkeit der Journalisten hat auch nachgelassen, weil alle inzwischen begriffen haben, wer wirklich wichtig ist.
Schwennicke: Der Leser, gell?
Haider: Du sagst es. Ob Dirk Koch das auch gesagt hätte? Kleiner Scherz … Anderes Thema: Wie fandest Du den Start von Anne Will?
Schwennicke: Ich finde, die Sache mit dem Sonntagstalk hat jetzt wieder ihre Ordnung. Jauch war ein Missverständnis.